ausstellung
: Frühe Bilder vom Licht

Vielleicht kennt der eine oder andere Paristourist diese süßlichen Stadtmotive von den Serienmalern am Seine-Ufer. Oder aus einer Glaserei, die nebenbei auch noch Bilder verkauft. Die Impressionisten sollen die Vorbilder für solche romantisch-gefälligen Gemälde sein. Oder gar Johan Barthold Jongkind, auf den sich wiederum viele Impressionisten berufen? Das Kölner Wallraf-Richartz-Museum widmet Jongkind jedenfalls jetzt die erste Einzelausstellung in Deutschland.

Zu sehen ist ein Überblick über sein gesamtes Schaffen, vom Früh- bis zum Spätwerk, vor allem Ölgemälde, aber auch Aquarelle und Radierungen. Jongkind wurde 1819 in Holland geboren, er starb 1891 in Frankreich, wo er den größten Teil seines Lebens verbrachte. Er war ein gefragter Maler – so gefragt, dass er schon zu Lebzeiten mit Fälschungen des eigenen, teuren Werks konfrontiert wurde. Nach seinem Tod geriet er dann etwas ins Abseits, steht bis heute im Schatten des älteren Corot, des gleichaltrigen Courbet und der Schule von Barbizon – sowie eben seiner „Nachfolger“, der Impressionisten.

Anders als diese malte er aber immer nur im Atelier. Jongkinds Bildkompositionen sind in der Regel ausgewogen. Neben Landschaften und dem Wellenspiel des Meeres fühlt er sich immer wieder von pittoresken, abbruchreifen Straßenzügen angezogen. Dabei erweisen sich Details oft eher als kolorierte Zeichnungen denn als grandiose Malerei. Auch als Zeichner und Aquarellist weist er hinsichtlich der Qualität eine große Spannbreite auf. Und in seinen Nachtbildern streift er nur haarscharf am Kitsch vorbei.

Aber wie er Stadt, Land und Wasser in Licht eintaucht. Wie plastisch er die Wolken malt. Mal mit feinen Pinselstrichen und feinsten Farbnuancen. Mal etwas gröber und freier, bisweilen gar an die Pforte des Pointillismus klopfend. Wie er den schwarzen Qualm der Dampfer in den hellen Äther steigen lässt. Und wer wissen will, ob ein sonniger Himmel bei klirrender Kälte anders aussieht als bei flirrender Hitze –Jongkind malt ihm den Unterschied. Schon allein deshalb lohnt sich ein Besuch im Museum. Jürgen Schön

„Johan Barthold Jongkind – ein Wegbereiter des Impressionismus“: Wallraf-Richartz-Museum Köln. Bis 9. Mai, Di 10-20 Uhr, Mi-Fr 10-18 Uhr, Sa und So 11-18 Uhr. Katalog 28 Euro