Drängendes Kapital

Wieder einmal steht die Fusion der drei Werften Thyssen Nordseewerke, HDW und Blohm + Voss unmittelbar bevor

„Immer, wenn die Fusion angekündigt wird, scheitert sie“

Bremen taz ■ Gemeldet wird der unmittelbar bevorstehende Vollzug in Jahresabständen immer wieder. „Doch immer, wenn er in der Presse angekündigt wird, scheitert er wenig später“, sagen Branchen-Insider. Und auch der Sprecher des IG-Metall-Bezirks Küste, Daniel Friedrich, sieht im Moment „keinen neuen wesentlichen Stand, obwohl der Werftverbund aus unserer Sicht trotz aller Bedenken notwendig ist“. Angeblich steht nun doch die Fusion der drei Großwerften Thyssen-Nordseewerke (TNSW) Emden, Blohm + Voss (B+V) in Hamburg sowie den Kieler Howaldtswerken/Deutsche Werft (HDW) unmittelbar bevor. Das zumindest hatte die Frankfurter Allgemeine am Montag vermeldet und damit ein erneutes Rauschen im Blätterwald hervorgerufen.

Als wesentlicher Grund für die angeblich neue Entwicklung wird offiziell die Kappung der Europäischen Werftensubventionen für den Handelsschiffbau genannt. Sie zwingt die deutschen Werften in Konkurrenz zum subventionsfreudigen Dumpingpreisland Korea zu mehr Kooperation. Doch mit diesem Faktor haben die deutschen Werften bereits seit einem Jahrzehnt zu kämpfen und sich deshalb auf den mittlerweile wieder lukrativen Marineschiffbau konzentriert. „Eine neue Dimension“, so Insider, könnten Transaktionen auf dem US-Finanzmarkt ausgelöst haben. Die amerikanische One Bank, zu der die US-Investment-Bank One Equity Partners (OEP) gehört, 2002 Käuferin der HDW, braucht wegen neuer Investitionen frisches Kapital. Daher könnte OEP nun, nachdem sie die Kieler Werft gerade mit einer 445-Millionen-Euro-Finanzspritze vor der Insolvenz bewahrte, durchaus an einer Beteiligung des deutschen Thyssen-Konzerns interessiert sein.

Formal ist der Werftenverbund, der faktisch bereits seit Jahren existiert, stets an der Forderung gescheitert, dass Thyssen im Konsortium das Sagen und die Mehrheit haben wollte. Bereits Mitte der 80er Jahre war die Idee eines Verbundes unter anderem von der IG Metall geboren worden, um angesichts der Schiffbaukrise die Diversifikation auf den Werften voranzutreiben. Stattdessen konzentrierten sich jedoch die Werften auf den Kriegsschiffbau und teilten den Markt – wenngleich eben nicht als Super-Großwerft und eher schlecht gebündelt – unter sich auf. Blohm + Voss mit seinen 1.100 Beschäftigten baut Fregatten, Thyssen-Nordseewerke dagegen U-Boote und die HDW gleich beides. Erst Ende vorigen Jahres musste die HDW durch die IG Metall per Tarifvertrag gezwungen werden, den Auftrag zum Bau von vier zivilen Containerschiffen zu übernehmen – statt 750 der 3400 Beschäftigten zu feuern. kva