Fest auf dem Acker

Elliott Murphy liebt Amerika und singt darüber. Nostalgie? Ein bisschen. Peinlich ist das trotzdem nie

Natürlich trägt Elliott Murphy auf dem Cover seines neuen Albums einen Cowboyhut. Aber einen ganz besonderen, weißen, der weich und flauschig aussieht. Spitzbübisch blickt Murphy in die Kamera, lächelt fast ein bisschen dabei. Ein Mann, dem wir gerne in die Augen schauen. Besonders, wenn er auf der Bühne steht, in einem kleinen Club, wo die Musiker nur eine Armlänge entfernt sind und der Gitarrenhals liebevoll ins Publikum schaukelt.

Elliott Murphy ist ein Klassiker und ein Geheimtipp gleichzeitig: Seine 24 Alben – wie etwa auch die aktuelle Doppel-CD Strings Of The Storm – bringen die alten Tugenden der American Music zusammen. Krachige, düstere, elektrifizierte Folk-Rocker, mit einem Gesang, der sich hier und da bei Bob Dylan, Neil Young oder Tom Petty etwas abgeschaut hat.

Dass Murphy mit den Füßen fest auf amerikanischem Singer-Songwriter-Acker steht, beweisen bei Konzerten auch einige Coverversionen von Stücken, die so alt sind, dass man keinen Autor mehr benennen kann. Alte Evergreens, Countrystücke und spröde Traditionals, aus denen sich ganz langsam die Rockmusik entwickeln durfte. Oder einige alte Neil Young-Nummern, Willie Dixons „Little Red Rooster“ und natürlich Dylans „Don‘t Think Twice“.

Seit seinem Debüt Aquashow aus dem Jahr 1973 hat Murphy mit vielen Musikern zusammengearbeitet. Was vor allem überrascht: Musiker unterschiedlichster Couleur wie Jerry Harrison von den Talking Heads, Chris Spedding, Andy Newmark von Roxy Music, Bruce Springsteen oder die Violent Femmes. Mit ihnen entstanden Stücke, die Titel tragen wie „O Wyoming“, „Last Train To Memphis“ oder „Moving Sky“ – großartig gelassene, bluesige, ein wenig nostalgische Beschreibungen amerikanischer Landschaften und Befindlichkeiten.

Und ob es Rock, Folk oder Americana ist, was der Mann mit dem flauschigen Hut aus seinen sechs Saiten perlen lässt, beantwortet Murphy so: „Wer weiß? Aber die meisten dieser Lieder sind im Auto, Backstage oder in Hotelzimmern geschrieben worden. Was immer es ist, es ist ehrliche Handmade Music – das garantiert!“ Morgen in einer Woche steht mit Jackie Leven übrigens ein ganz ähnlich gearteter Handmade-Musiker auf der Knust-im-Schlachthof-Bühne. Marc Peschke

Heute, 21 Uhr, Knust im Schlachthof