Diskussionsforum Kulturforum

Bausenator setzt bei der Umgestaltung des Kulturforums auf Zeit und nicht auf Bagger. Neue Pläne sollen lange beraten werden. Architektenverbände fordern dagegen Bauwettbewerb für das Areal

VON ROLF LAUTENSCHLÄGER

Peter-Klaus Schuster, Direktor der Staatlichen Berliner Museen, wird seine Wunschvorstellung, dass am Kulturforum die Besuchermassen ebenso strömen wie auf der Museumsinsel, für lange Zeit auf Eis legen müssen. Zwar hat am Dienstag der Senat über die Zukunft des Stadtquartiers debattiert. Auch wurden dort die Pläne von Bausenator Peter Strieder (SPD) – wie schon vor drei Wochen – „zur Kenntnis“ genommen und „Ergänzungsbauten, Verkehrsberuhigungen und Grünflächen“ aus der Hand von Senatsbaudirektor Hans Stimmann beraten. Doch wann an dem vernachlässigten Ort mit seinen hochrangigen Kulturbauten endlich etwas getan wird, konnte auch Strieder nicht beantworten. „Einen Termin gibt es nicht.“ Das Konzept zur Weiterentwicklung des Kulturforums will Strieder erst einmal mit „umfangreichen Diskussionen, Architekturgesprächen, Workshops und Ausstellungen“ unterfüttern. Übersetzt heißt das: Es kann dauern.

Hinzu kommt auch, dass der Bund Deutscher Architekten (BDA) und die Berliner Architektenkammer sich gegen das senatsgestützte Verfahren ausgesprochen haben und für das Kulturforum einen offenen Architekturwettbewerb fordern. Und last, but not least hatte Kultursentor Flierl (PDS) die Entwürfe kritisiert.

Unter Druck stellt Strieder die Planungen des Senats nun als „Vorschlag“ hin, der Spielräume habe. So sollen die einzelnen Bauten – die Neue Nationalgalerie, die Museen, die Philharmonie und die Staatsbibliothek sowie die Matthäus-Kirche – nicht umbaut, sondern durch ergänzende Architekturen „inszeniert“ werden. Dafür soll an der Kirche ein Stadtraum und vor der Gemäldegalerie – statt der Rampe – ein Museumsplatz entstehen. In Richtung Potsdamer Platz und Potsdamer Straße könnten Bauten für kulturelle Nutzungen, kleine Hotels, aber auch gastronomische Einrichtungen und sogar Wohnungen hochgezogen werden.

Die vor drei Wochen noch vorgeschlagenen Hochhäuser am Eingang zum Potsdamer Platz sind laut Strieder nicht mehr aktuell. Dagegen hält die Bauverwaltung an den Plänen fest, neben der Matthäus-Kirche ein Hochhaus zu errichten und die Philharmonie von Osten her zu erschließen. Es müsse, so Strieder, eine Mischung zwischen dem Scharoun’schen Konzept der „Stadtlandschaft“ aus den 60er-Jahren und den heutigen Anforderungen gefunden werden. Ein Zubetonieren des Standortes komme nicht infrage.

Dass der Bausenator sogar einen Bauwettbewerb für das schwierige Areal „nicht ausschließen“ will, mag Taktik sein. Immerhin fordern die Berliner Architektenverbände jetzt einen solchen. „Ein großer städtebaulicher Ideenwettbewerb ist das adäquate Mittel, um hier eine Perspektive zu entwickeln“, so BDA-Vorstand Christine Edmaier zur taz. Ein Plan für das Scharoun-Ensemble allein aus dem Hause der Bauverwaltung bedeute, dass ein offener demokratischer Planungsprozess unterlaufen würde.