ES GIBT ZWAR KEINE KAMPFHUNDE – VERBOTEN WERDEN SIE TROTZDEM
: Maulkorb für fiese Viecher

Es gibt also doch Kampfhunde. Das Bundesverfassungsgericht hat gestern befunden, Hunde bestimmter Bullterrierrassen seien für „Leib und Leben“ von Menschen gefährlich, gefährlicher als etwa Schäferhunde oder Dobermänner. Tierschützer und Hundelobbyisten bestreiten das vehement. Ein Hund sei, argumentieren sie, stets so gefährlich wie sein Halter. Für die genetisch bedingte Aggressivität bestimmter Rassen gebe es keine Beweise. Und dass Zuhälter nun mal gerne Pitbulls kraulen, dafür könnten die Hunde nichts.

Recht haben sie. Es gibt keine verlässlichen, kontinuierlich geführten Beißstatistiken. Und dass, wie eine Gutachterin vor dem Gericht ausführte, das Verhalten eines Tieres immer im Zusammenspiel von Erbanlagen und Erziehung entstehe, ist nicht mehr als eine Binsenweisheit. Das Verfassungsgericht formulierte dementsprechend vage, die vorhandenen Daten seien immerhin „nicht unergiebig“ und die „darauf gestützten Erwägungen des Gesetzgebers nicht offensichtlich fehlerhaft“. Mit anderen Worten: Es weiß zwar niemand genau, ob Kampfhunde wirklich besonders gefährlich sind, aber wenn alle Angst vor ihnen haben, wird ja wohl was dran sein.

Das Verbot bestimmter Hunderassen entspringt nicht der Ratio, sondern einem Gefühl. In der Urteilsbegründung des Verfassungsgerichts klingt noch leise die Hysterie nach, aufgrund derer das Gesetz verabschiedet worden war. Zwar ist der Wunsch verständlich, dass martialisch-bedrohliche Viecher aus der Öffentlichkeit verschwinden mögen, egal wie. Doch wird das latente Bedrohungsgefühl durch Riesenköter nicht beseitigt, nur weil im Park künftig Vertreter bestimmter Rassen fehlen.

Hierfür gibt es eine ganz einfache Lösung: Ist ein Hund größer als eine Katze, muss er einen Maulkorb tragen. Besieht man die Effizienz, mit der Ordnungshüter falsch parkende Autofahrer ermitteln, sollte auch diese Pflicht durchsetzbar sein. Und Schnauzer, Dobermann und Co würden sich an einen Maulkorb sicher schneller gewöhnen als ihre Besitzer. HEIKE HOLDINGHAUSEN