Ein Konzept auch für oben

Abschied (II): Das Ende der St. Pauli Amateure ist kein Abschied, sondern ein auf Wiedersehen unter dem Namen U23. Trainer Andreas Bergmann kann so eine umfassende Fußballausbildung anbieten

von OKE GÖTTLICH

Mit dem Abstieg des Lizenzspielerteams des FC St. Pauli aus dem Profigeschäft Fußball gehen nicht nur sportliche wie finanzielle Probleme einher. Selbst simpelste Begriffe müssen neu überdacht werden. Die derzeitigen Amateure werden ab der kommenden Saison als U23-Team der Nachwuchsabteilung angegliedert. „Amateure II hört sich doch nicht an“, sagt Andreas Bergmann, der als Leiter der Nachwuchsabteilung künftig auch als Trainer für das verjüngte Team zuständig sein wird. Bislang führte das Amateurteam einen autarken Status zwischen Lizenzteam und Nachwuchsabteilung, „jetzt wird es Zeit, dass diese Mannschaft als weiteres Ausbildungsteam verstanden wird“, sagt Bergmann. Damit formuliert er die Chance, die er in der nötigen finanziellen Umstrukturierung sieht. Und auch kritische Stimmen wie die des Amateurobmanns Hermann Klauck (s. Kasten) zu überzeugen versucht.

Seit 2001 arbeitet der auch vom SC Freiburg umworbene Jugendkoordinator an einer für den klammen FC St. Pauli wichtigen Ausbildung von Talenten. Es werden kontinuierliche Trainingsziele gesetzt, die weit über kurzfristiges Erfolgsdenken hinausgehen. Vielmehr baut Bergmann auf die individuelle Entwicklung aller seiner Spieler, die im besten Fall wie die A-Jugendlichen Mathias Hinzmann und Heiko Ansorge den 1. Herren weiterhelfen könnten. „Sie haben die Tür einen Spalt weit aufgemacht, wie weit sie die Tür jetzt öffnen, liegt an vielen Faktoren“, spornt Bergmann an.

So ist die durch das neue Präsidium beschlossene engere Verzahnung des Lizenzteams mit dem Nachwuchs eine konsequente Fortsetzung der Arbeit mit dem höchsten Kapital des Vereins – seiner Jugend. „Es fällt kein Team weg, wir rücken nur enger zusammen“, so Bergmann.

Nähe – ein Prinzip, dass die verwunderliche Tatsache erklärt, dass viele der hoffnungsvollen Talente aus der A- und B-Jugend den FC St. Pauli trotz des Abstiegs des Profiteams und „besseren Angeboten von Erstligaclubs“ (Bergmann) nicht verlassen. Mit der Julius-Leber-Schule als Partner, dem Nachwuchsleistungszentrum am Brummerskamp und dem Jugendhaus in Eidelstedt ist man geographisch eng zusammengerückt, so dass den Jugendlichen kurze Wege garantiert werden können.

„Vielen Jugendlichen geht es nicht um Geld, sondern um die realistische Perspektive die sie hier haben“, erklärt Bergmann. Die sei, „nur mit dem nötigen Spaß und einer pädagogischen Infrastruktur“ gegeben, führt er aus. Das Prinzip kurzer Wege führt dazu, dass umworbene Spieler, wie jüngst ein Kieler Talent, sich gegen größere Vereine und für St. Pauli entscheiden. Nach solchen Erfolgen wünscht mancher sich auch eine schnelle Durchlässigkeit von Arbeitsmethoden nach oben.