Neue Konzepte für die Alten

Die Kirche entdeckt „Aktionsformen“ wie Erzähl-Cafés, weil sie ein Nachfrageproblem mit Senioren hat

epd ■ Mit dem Alter kommt der Psalter“ sagt der Volksmund. Doch längst sind die Seniorentreffs der Bremischen Evangelischen Kirche nicht mehr so gut besucht wie früher. Und das, obwohl die jetzt alten Menschen zur letzten Generation gehören, die noch selbstverständlich mit der Bibel aufgewachsen ist. Konkurrierende Angebote stellen sie vor die Qual der Wahl. „Die traditionelle Altenarbeit in den Gemeinden kommt an ihre Grenzen“, sagt der theologische Repräsentant der bremischen Kirche, Louis-Ferdinand von Zobeltitz.

Was die Leiter der Seniorentreffs praktisch erleben, bestätigt wissenschaftlich eine Studie der Universität Bonn unter dem Titel „Religiöse Entwicklung im Erwachsenenalter“. Ginge es nach den Statistikern, müsste die Nachfrage allerdings wachsen. Sie beziffern den Anteil der über 60-Jährigen an der Gesamtbevölkerung in Deutschland im Jahr 2050 auf etwa 35 Prozent. Diese Prozentmarke hat die bremische Kirche unter ihren knapp 250.000 Mitgliedern schon heute erreicht.

„Der für unser Land absehbare Bevölkerungsverlust, der ja zum Teil durch Zuwanderung ausgeglichen wird, trifft unsere Kirche als Mitgliederverlust deutlich stärker“, erläutert von Zobeltitz die demographischen Konsequenzen. Doch obwohl die Gruppe der Älteren unter den Gemeindemitgliedern stetig wächst, nahm die Zahl der Mitarbeitenden in der kirchlichen Seniorenarbeit ab.

Traditionelle Angebote wie Nachbarschaftshilfe, Diakoniekreise, Hausbesuche, Geburtstagsrunden, Seniorenkreise und Altenfreizeiten bleiben nach Einschätzung der meisten Gemeinden zwar unverzichtbar. Doch in Konkurrenz zu anderen Trägern freier Seniorenarbeit entdeckt die Kirche neue Aktionsformen wie Erzähl-Cafés, besonders gestaltete Gottesdienste mit anschließendem Frühschoppen oder auch Chorangebote für Interessierte über 50.

Der Erfolg der Projekte bestätigt die Initiatoren. Allein der Altenchor an Unser Lieben Frauen ist in einem Jahr auf knapp 200 Mitglieder angewachsen. Auch Bildungsurlaube und ein Frauenkreis für Theaterbesuche unter der Überschrift „Allein geht Frau nicht gerne aus“ sind gefragt.