Lindh-Mörder schuldfähig

Stockholmer Gericht stellt psychiatrisches Gutachten nicht in Frage. Staatsanwaltschaft fordert lebenslange Haft

STOCKHOLM taz ■ Mijailo Mijailovic, geständiger Täter im Mordfall der schwedischen Außenministerin Anna Lindh, ist für seine Tat verantwortlich, da er schuldfähig und nicht ernsthaft psychisch krank ist. Das Urteil gegen ihn wird daher wie ursprünglich geplant am Dienstag nächster Woche verkündet werden. Nach etwa einstündiger Verhandlung verwarf das Amtsgericht in Stockholm gestern Vormittag mit diesem Beschluss Bedenken der Verteidigung am Inhalt eines rechtspsychiatrischen Gutachtens, das in den letzten Wochen von Mijailovic erstellt worden war. Dem Gutachten zufolge gebe es keine Hinweise darauf, dass Mijailovic „ernsthaft psychisch gestört“ sei oder zum Tatzeitpunkt am 10. September letzten Jahres war. Der Antrag von Verteidiger Peter Althin auf Einholung eines „Obergutachten“ wurde zurückgewiesen.

Das in den Einzelheiten nicht öffentliche Gutachten war zum Resultat gekommen, dass Mijailovic’ Aussage, er habe „Stimmen“ gehört, die ihm die Tat befahlen, unglaubwürdig sei. Die „Stimmen“ seien Schutzbehauptungen, um einer Haftstrafe zu entgehen und eine Einweisung in psychiatrische Behandlung zu erreichen. Eine Verurteilung zu lebenslanger Haft, wie von der Staatsanwaltschaft gefordert, ist nun am 23. März mit einiger Sicherheit zu erwarten. RWO