Per Mausklick zum Vertrag

Schneller, bequemer, günstiger: Mit diesen Versprechungen locken die Versicherungsportale im Internet. Nur gutinformierte Kunden profitieren jedoch von den Vermittlungsangeboten. Virtuell sind fast alle großen Assekuranzen vertreten

Für die Suche nach einer günstigen Versicherung eignen sich viele Portale

Sein Traumauto findet Gerd Maack per Zeitungsannonce. Nach einer Probefahrt steht fest: Mit diesem Auto geht es am nächsten Tag in den Urlaub. Fehlt nur noch eine Versicherung und die Anmeldung bei der Zulassungsstelle. Weil es eilig ist, bietet sich der Abschluss einer Kfz-Haftpflichtversicherung im Internet an.

Das Stichwort „Autohaftpflichtversicherung“ ist schnell eingetippt – und los geht die Qual der Wahl: Rund 6.800 Einträge zeigt die Suchmaschine an. Virtuell sind fast alle großen und kleinen Versicherungsgesellschaften vertreten. Nach dem Besuch mehrerer Internetpräsenzen steht fest: Informationen rund um die Auto-Haftpflicht gibt es en masse. Doch die Suche nach der günstigsten Versicherung ist aufwändig und mühselig. Bis eine Seite aufgebaut und das Menü durchgeklickt ist, geht viel Zeit ins Land.

Das Surfen kann sich sparen, wer direkt ein Internet-Vergleichsportal aufruft. Die im Netz vertretenen Makler vergleichen kostenlos verschiedene Angebote und suchen die günstigste Assekuranz. Für jeden abgeschlossenen Vertrag erhalten die E-Makler üblicherweise eine Courtage.

Die Portale warten allesamt mit flotter Technik auf. Mittels Tarifrechnern werden die Daten abgefragt, die Menüführung ist relativ einfach. Bei den Voreinstellungen gilt es wachsam zu sein, manchmal sind Rückfragen per E-Mail oder Telefon möglich. Innerhalb von rund 25 Minuten ist ein Versicherungsvergleich bewältigt. Einige Anbieter präsentieren das Ergebnis direkt online. Damit ist die günstigste Police allerdings noch nicht unter Dach und Fach. Die Anbieter verschicken die Anträge mit der Post, per E-Mail oder stellen sie Online zum Ausdrucken bereit. Da der Vertrag erst mit der Unterschrift zustande kommt und an die Gesellschaft zurückgeschickt werden muss, können noch ein paar Tage bis zum Beginn des Versicherungsschutzes vergehen.

Sofortigen Vertragsabschluss bieten nur wenige an, denn der Abschluss per Mausklick birgt für den Anbieter einige Risiken. Hintergrund ist die noch mangelnde Rechtssicherheit bei Onlineabschlüssen. Zwar können elektronische Dokumente seit dem 1.August 2001 mit einer qualifizierten digitalen Signatur rechtsgültig unterschrieben werden, doch in der Praxis hat sich dieses Verfahren noch nicht durchgesetzt. Wer dennoch eine Versicherung mit sofortiger Deckungszusage abschließt, verzichtet gleichzeitig auf einen Teil seiner Rechte: Das 14-tägige Rücktrittsrecht darf dann nicht mehr ausgeübt werden.

Für die Suche nach einer günstigen Versicherung eignen sich die Portale hervorragend. An Informationen, Tipps und rechtlichen Hinweisen mangelt es nicht, wobei die Qualität der präsentierten Vielfalt meist schwer zu durchschauen bleibt. Nach den Allgemeinen Versicherungsbedingungen (AVB) – notwendiger Bestandteil eines Versicherungsvertrages – muss ein potenzieller Kunde auch schon mal etwas länger surfen.

Wer jedoch den eigenen Versicherungsbedarf genau kennt, gut informiert und auf keine persönliche Beratung angewiesen ist, profitiert von den Vergleichsrechnern. Kaum etwas falsch machen können Internetnutzer bei unkomplizierten Versicherungen wie zum Beispiel der Privaten Haftpflichtversicherung, Reisegepäck- oder Auslandsreisekrankenversicherung. Diese Versicherungen zählen nicht zu den beratungsintensiven Produkten und die Verträge sind stark standardisiert.

Ein Versicherungsvergleich für Kraftfahrzeuge ist hingegen schon etwas anspruchsvoller. Wer den Rabattdschungel nicht durchschaut, verzichtet unter Umständen auf mögliche Preisnachlässe.

Heikel ist der Abschluss einer Onlinepolice, wenn es um die Absicherung von Risiken geht, bei denen die individuelle Ausgangslage eine große Rolle spielt – etwa bei einer Berufsunfähigkeitsversicherung und Privaten Krankenversicherung – oder eine Bedarfsanalyse voraussetzt, wie die Private Rentenversicherung. Wichtige Fragen wie Vorerkrankungen, die berufliche Situation oder komplizierte Einkommensverhältnisse können nicht erörtert werden. Die Portale offerieren hier eine Objektivität, die es in der Praxis nicht gibt. Das preiswerteste Angebot deckt möglicherweise gar nicht die Risiken ab, die versichert werden müssen. Für einen optimalen Versicherungsschutz ist eine individuelle Bedarfsermittlung aber unabdingbare Voraussetzung.

Vor diesem Hintergrund dienen die Analysen der Portale auch großer Anbieter in vielen Versicherungsbereichen eher der Orientierung. Als zusätzliches Informations- und Servicemedium ist das Internet jedoch recht gut geeignet. Es kann auch dazu dienen, um sich etwa auf einen Vertreterbesuch vorzubereiten. SIMONE WEIDNER

(s. Kasten links und Beitrag unten)