tonspur
: Flötentöne

Natürlich habe ich überhaupt nichts gegen Musik. Das wär ja auch noch schöner! Ha! Ein Radio, das keine Musik mag! Wo kämen wir denn da hin! Nein nein, ich mag Musik. Und ich mag Features über Musik. Schönberg zum Beispiel, der Skandalkomponist der 20er und 30er, der auch schon vor der Jahrhundertwende ausgepfiffen wurde. Wussten Sie eigentlich, dass Schönberg mal Professor an der Berliner Hochschule für Musik war? Na ja, war auch größtenteils vor Ihrer Zeit. Damals hat er natürlich nicht nur Zwölftonmusik unterrichtet, das hätte auch keiner gewollt. Aber später hat er sich dann dieser merkwürdig-konstruierten Art der Komposition zugewandt, deren Besonderheit es ist, dass eine strenge Demokratie der Töne herrscht: Alle zwölf Töne des Notensystems sind laut Schönberg gleich schön und sollen darum auch gleichmäßig benutzt werden. Nix da mit Vorlieben für ein sympathisches C oder ein romantisches A. Falls Sie früher im Musikunterricht oder auch neulich bei der Quiz-Show aufgepasst haben, wissen Sie bestimmt, nach welchem Tier man einen Begriff aus der Schönberg’schen seriellen Zwölftonmusik nennt: nicht Krabbe, nicht Qualle, nein, Krebs. Wieso ich Ihnen das erzähle? Weil Sie am nächsten Mittwoch alles über Schönbergs Tochter lernen können, Nuria Schönberg-Nono, der ihr verrückter Komponistenpapa wohl nicht gereicht hat, und die darum auch noch den fast noch verrückteren Komponisten Luigi Nono geehelicht hat. „Ich heiße Nuria Schönberg-Nono. Schönberg nach meinem Vater und Nono nach meinem Mann“ ist der unhandliche, aber zugegeben wahre Titel des Features. (21.5., 21 Uhr RadioKultur-RBB)

 Peter Zwettkoff ist der interessante Name des Mannes, der die Musik zum zweiten Teil unserer kleinen Japan-Reihe im SWR gemacht hat (Sie erinnern sich?), „Das Kleid des Sohnes“ heißt das schon ein paar Jahre alte Hörspiel von Tokiko Mega, und darin geht es um die Schwierigkeiten in der Beziehung zwischen Vater und Sohn, wobei das mit dem Kleid durchaus nicht nur metaphorisch gemeint ist. „Ameisen haben ja wirklich ein langweiliges Leben“, konstatiert der Sohn in dieser runden und ab und an tragischen Geschichte, und dann wird wieder in die Vergangenheit geschaltet, in der die Kinder draußen spielen, und der Sohn fast ertrinkt. Fast, er wird jedoch gerettet, und weiß dann wiederum später als erwachsener Mann nicht, was er machen soll, als sein Vater plötzlich zu Besuch kommt und seinen Sohn als Frau verkleidet sieht. Mit dem Badezimmer voller Schminke. Ein nachzuvollziehendes Problem, jedenfalls in den allermeisten Vater-Sohn-Beziehungen, leider. Und um noch kurz eine Bemerkung zur Musik zu machen: Die ist sparsam und vorsichtig eingesetzt und erinnert manchmal an das Geräusch, das aus diesen Blech-Drehdosen herauskommt, mit denen kleine Kinder spielten, als es noch keine Play Station Two – The third place! gab. (18. 5., 16.05 Uhr, SWR)

 Schnell noch einen Krimi hinterhergeschoben, einfach nur, weil er ein Hörspiel im Hörspiel darstellt (und das kommt selten genug vor): Am Anfang hört ein Kriminalinspektor mit seiner Frau ein Hörspiel im Radio (sie mag es, er nicht), an dessen Ende ein Mann einen Mord gesteht und sich dann aus dem Fenster stürzt. Plötzlich klingelt das Telefon und der Inspektor wird zu einer Leiche gerufen, ausgerechnet ins Funkhaus, aus dem er ja gerade noch … – Sie verstehen. Der Tote ist der Hörspielregisseur. Verdächtig könnte seine Frau sein, die Tontechnikerin. Und verdächtig ist auch der Autor des Hörspiels … Seltsam? Aber so wird es gesendet. („Fast ein natürlicher Tod“, 17. 5., 10.05 Uhr, WDR 5)

 Und weil Urs Widmer Geburtstag hat, schenkt der SWR sich ein Hörspiel mit dem Namen „Dialog über den Müll an den Stränden“, dessen Inhalt leider meinen kleinen Rahmen sprengen würde, nur so viel: das Meer, das arme, voll gemüllte Meer. (22. 5., 21 Uhr, SWR 2)

VERONA VON BLAUPUNKT