Kontroverses vor der Kamera

Das Kölner Filmhaus zeigt unter dem Titel „Stranger than Fiction“ zwölf brandaktuelle Dokumentarstreifen aus den USA und Europa. Das Thema Terror steht im Vordergrund

Was kann der Dokumentarfilm heute leisten? Diese Fragen möchte das kleine Kölner Dokumentarfilmfestival „Stranger than Fiction“ wenn nicht vollständig beantworten, dann zumindest stellen. Zur 6. Auflage werden im Filmhaus ab heute bis zum 27. März zwölf „aktuelle Dokumentarfilme“, so der nüchterne Untertitel, gezeigt. Dass es sich dabei nicht um nüchterne Geschichten handelt, zeigt die Programmauswahl.

Es geht um aktuelle und um kontroverse Themen. Vier der zwölf Filme beschäftigen sich mit Terror, darunter „La pelota vasca, la piel contra la piedra“ (27. März, 19.30 Uhr) des Spaniers Julio Medem. Der hat mit „La pelota“ einen Film über seine baskische Heimat gedreht, was ihm bereits den Vorwurf der Parteinahme für die ETA einbrachte. Mit „The Weather Underground“ (20. März, 20 Uhr, Einführung von Fosco Dubini) stellen Sam Green und Bill Siegel die gleichnamige US-amerikanische Organisation vor, die mit Bombenanschlägen ohne Todesopfer in den 70er Jahren zum Staatsfeind Nr. 1 stilisiert wurden. Green und Siegel sind parteilich – und das ist auch gut so. Denn die gezeigten FBI-Aktionen sind erschreckender als die der als Pophelden gefeierten Weathermen. Einen Vergleich zwischen Spiel- und Dokumentarfilm erlaubt „Aileen Wuornos: The Life and Death of a Serial Killer“ von Nick Broomfield (22. März, 20 Uhr, Einführung von Carl-Ludwig Rettinger). Im April startet in den Kinos mit „Monster“ auch ein Spielfilm über die Serienmörderin.

Was kann also der Dokumentarfilm heute? Vor allem Geschichte(n) erzählen. Mit mehr oder weniger objektivem Anspruch, aber auch deutlich subjektiv gefärbt. Zu Themen, die meist „stranger than fiction“ sind – und viel zu selten in den Kinos. Christian Meyer

„Stranger than Fiction“, Filmhaus, Maybachstr. 111, Tel 0221/222 710-22