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: Vom Arbeitswahn zum Müßiggang

Warum muss man eigentlich arbeiten? Arbeit ist Mühsal, freudloser Zwang, kurz: eine rechte Qual. Freilich: Wenn alle so dächten und die Fabriken und Büros verwaisten, sähe es schlecht aus für die Reichen und Mächtigen – wer vermehrt dann ihren Reichtum? Da kam ihnen Luthers Ethik gerade Recht, die der Arbeit eine sakrale Aura verpasste und sie zur Sinnstifterin machte. Der Mensch als „animal laborensis“, so heißt es seither, komme erst durch Arbeit zu seiner Bestimmung – und diene so Gott und dem Wohl seiner Mitmenschen.

An diesem Popanz zu kratzen, zumal in Zeiten von Massenarbeitslosigkeit und weltweit wachsender ökonomischer Ungleichheit, hat sich die Ausstellung „Arbeit auf Teufel komm raus – Sinn und Unsinn der Erwerbsarbeit“ vorgenommen, die derzeit im Kölner Allerweltshaus zu sehen ist. Auf 11 Tafeln, die der Dresdner Verein abfallGUT e.V. in Kooperation mit der Heinrich-Böll-Stiftung konzipiert hat, wird das gängige Positivbild von der Arbeit als Erwerbsarbeit zerpflückt. Dabei geht es nur am Rande darum, den historischen Entstehungsweg des „Mythos Arbeit“ nachzuzeichnen. Die Stoßrichtung der Ausstellung zielt auf die sozial und ökologisch fatalen Folgen der arbeitsversessenen Gesellschaft sowie auf die daraus folgenden Konsequenzen. Und die werden klar benannt: weg von der gnaden- und sinnlosen Ideologie des „Förderns und Forderns“ (denn es wird nie mehr Erwerbsarbeit für alle geben) hin zu einer Kultivierung des gepflegten Müßiggangs, des widerständigen Denkens – und hin zum Existenzgeld für alle.

Für Menschen auf der Suche nach kritischen Denkansätzen sind die textlastigen und schlicht gestalteten Tafeln eine Fundgrube an Zitaten und Hinweisen für weitere Lektüre. Gezielt ansprechen möchte die Erwerbslosengruppe AKfaxendicke, die die Ausstellung nach Köln geholt hat, vor allem andere Erwerbslose. Die müssten sich eigentlich organisieren und politische Forderungen entwickeln, sagt Uwe vom AKfaxendicke. „Aber die meisten haben die ganzen Parolen der Politiker verinnerlicht und weinen nur ihrer verlorenen Arbeit nach“. Susanne Gannott

„Arbeit auf Teufel komm raus. Eine Ausstellung über Sinn und Unsinn der Erwerbsarbeit“, Allerweltshaus, Körnerstr. 77, noch bis 28. März, Mo-Fr 10-16 Uhr