Bahntechnik-Arbeiter auf der Straße

Konzern Bombardier will Bahntechnikwerk in Ammendorf/Sachsen-Anhalt endgültig schließen. 800 Jobs vor dem Aus und des Kanzlers Rettungsaktion von 2002 gescheitert

MONTREAL/BERLIN rtr/taz ■ Der weltgrößte Bahntechnikkonzern Bombardier Transportation will 2004 und 2005 sieben Bahnwerke in Europa mit 6.600 Beschäftigten schließen. Darunter ist auch das Werk in Ammendorf (Sachsen-Anhalt) mit 800 Arbeitsplätzen. Nach einer öffentlichkeitswirksamen Rettungsaktion im Januar 2002 hatte Bundeskanzler Gerhard Schröder die Fabrik als „gesichert“ bezeichnet.

Im Zuge der laufenden Umstrukturierung würden 18,5 Prozent der Arbeitsplätze im Geschäftsfeld Bahntechnik gestrichen, erklärte gestern der kanadische Konzern, der zugleich weltweit drittgrößter Hersteller von Zivilflugzeugen ist. Der Bereich leide seit der Übernahme der deutschen Firma Adtranz (ehemals Daimler-Konzern) im Jahr 2001 an Überkapazität. Keines der betroffenen Werke habe Aufträge für das kommende Jahr. Das Unternehmen erwarte sich von den Schließungen jährliche Einsparungen von 600 Millionen kanadischen Dollar (367 Millionen Euro).

Im Jahr 2001 hatte Bombardier bereits einmal den Versuch unternommen, Ammendorf zu schließen. Im Vorfeld der Bundestagswahl 2002 hatte Bundeskanzler Schröder (SPD) sich damals jedoch dafür gestark gemacht, dass die Produktionsstätte erhalten bleibt – mit vorübergehendem Erfolg. Nun will sich die Bundesregierung zusammen mit der Landesregierung von Sachsen-Anhalt um Ersatzarbeitsplätze für die Bombardier-Beschäftigten bemühen. Regierungssprecher Béla Anda sagte gestern, die Bundesregierung sei bereit, gemeinsam mit der Landesregierung an einem Regionalkonzept zu arbeiten. Das Bundeswirtschaftsministerium werde Schritte einleiten. KOCH