Hilfe für Ma und Pa

An einer Essener Gesamtschule wird ein Modell für familienorientierte Sozialarbeit getestet. Eltern sollen an Beratungsgesprächen teilnehmen

„Die Probleme entstehen nicht, weil sie Migranten sind, sondern weil sie Jugendliche sind.“

VON MERJAM WAKILI

Notorisches Schulschwänzen, schlechte Noten oder Mobbing: Wo diese Probleme von Schülern herkommen und wie sie gelöst werden können, sind Fragen, denen sich die Frida-Levy-Gesamtschule seit Anfang des Jahres intensiver widmet. In dem Projekt „Familienorientierte Schulsozialarbeit“ arbeitet die Essener Schule mit dem Sozialwerk des Christlichen Vereins Junger Menschen (CVJM) Essen zusammen. SozialpädagogInnen des CVJM bieten nicht nur Gespräche mit SchülerInnen an, sondern begleiten zudem die Familien der Jugendlichen. Bei mehrfach auffällig gewordenen Jugendlichen gilt es, die Familiengeschichte kennenzulernen, sich auch mit den Problemen der Eltern auseinanderzusetzen, so das Credo der SozialarbeiterInnen.

Das Essener Projekt soll vorerst zwei Jahre an der Gesamtschule laufen. Für diese Dauer spendet die RWE Jugendstiftung 108.000 Euro. „Wir haben uns für die Förderung entschieden, weil das Projekt einen Modellcharakter hat, der weit über die Grenzen von Essen hinaus gehen kann“, sagt Heinz-Willi Mölders von der RWE Jugendstiftung. Die Probleme der Jugendlichen gebe es so nicht nur in Essen. Außerdem sei Kontakt zu den Eltern wichtig, um Probleme genauer zu erfassen und dadurch Hilfestellung in erzieherischen Fragen zu bieten und die Kompetenz der Eltern zu stärken.

Den Kontakt zu Eltern betroffener Jugendlicher gab es vorher auch schon durch die LehrerInnen. Bisher fehlte ihnen allerdings die Möglichkeit, über den pädagogischen Rahmen hinaus angemessene Hilfestellung und Begleitung zu geben. Von den nichtschulischen AnsprechpartnerInnen erhofft sich die Schule eine größere Vertrauensbasis.

Seit Februar haben drei Familien das Angebot der Sozialpädagogen in Anspruch genommen. „Drei ganz normale, deutsche Familien“, betont die Sozialpädagogin Susanne Hohn. Denn oft werde gefragt, ob Jugendliche mit einem Migrationshintergrund häufiger Probleme hätten und deshalb das Angebot größtenteils von solchen Familien genutzt würde. „Die Probleme entstehen nicht, weil sie Migranten sind, sondern weil sie Jugendliche sind“, sagt Manfred Schmelzer, Lehrer an der Frida-Levy-Gesamtschule. Die Probleme ziehen sich durch alle Schichten, sei es ständiges Schulschwänzen, Mobbing oder Drogenkonsum.

Die SozialarbeiterInnen vom CVJM haben Seminare mit Eltern geplant, bei denen sie gezielte Fragen erörtern wie: Was für Eltern brauchen unsere Kinder?

Wie die Zukunft des Essener Projekts aussieht, ist ungewiss. Zwar sei die Anschlussfinanzierung von solchen Modellprojekten, die die RWE Jugendstiftung sponsort, meistens geglückt. Doch freie Träger finden sich immer seltener. Auch die Kommunen sind in Finanzierungsfragen zurückhaltender geworden.