politik im museum
: Kunst muss nicht leichte Kost sein

Schweinemasken mit den Namensschildern „Schramma“, „Merkel“ oder „Hartz“: Das mag manchem aus der Seele sprechen, ist aber – politisch wie künstlerisch – eher platt gestrickt. Trotzdem gehört diese Installation in die „Argentinien“-Ausstellung des Kölner Museums Ludwig: als Beleg für die politische Stimmungslage eines Teils der deutschen Bevölkerung.

KOMMENTAR VON JÜRGEN SCHÖN

Nun kann – und soll – sehr wohl darüber gestritten werden, ob dies „gute“ Kunst ist. Wenn die von den Schweinsköpfen Betroffenen diese Darstellung mit Schweigen übergehen, ist das eine angemessene Reaktion. Völlig fehl am Platz aber ist die generelle Aussage „Politik gehört nicht ins Museum“, wie sie vom ehemaligen CDU-Ratsherrn Heinrich Lohmer als Kritik an dieser Ausstellung im Kölner Kulturausschuss zu hören war.

Anders gesagt: Dieser Satz gehört ins Museum. Am besten in ein Kunstmuseum. Dort würde er dann mit der Banalität konfrontiert, dass Kunst immer auch auf die jeweiligen politischen Verhältnisse reagiert – mal mehr, mal weniger direkt. Es ist traurig, dass darauf immer wieder hingewiesen werden muss. Manch kritische Kunst mag aus zeitlicher Entfernung allerdings leichter zu ertragen sein. Doch wer nur darauf aus ist, stellt sich bei einer Diskussion über Kunst selber ins Abseits.

Für ein Museum für moderne Kunst wie das Museum Ludwig ist es geradezu eine Pflicht, „Politik“ ins Haus zu holen, will es lebendig und auf der Höhe der Diskussion sein – wie mit dieser „Argentinien“-Ausstellung, die eben nicht nur die platte Wiedergabe der (politischen) Realität zeigt, sondern die Perspektiven der Kunst selber hinterfragt.

Museumschef Kasper König erfüllt damit den Bildungsauftrag seines Hauses. Deshalb ist diese Ausstellung förderungswürdig, auch mit Steuergeldern. Sie ist keine leichte Kost. Aber das muss Kunst auch nicht sein.