Kölner Politstreit um Schweinsköpfe

KÖLN taz ■ Diskussionen über Inhalt und Aufgabe der Kunst sind im Kulturausschuss des Kölner Rates eher die Ausnahme. In der Ausschusssitzung am Dienstag aber wurde über die Ausstellung „Schritte zur Flucht vor der Arbeit zum Tun“ im Museum Ludwig heftig gestritten. Argentinische und europäische Künstler setzen sich in den gezeigten Werken mit politischen Ereignissen auseinander. Für den sachkundigen Einwohner Heinrich Lohmer (CDU) war klar: „Politik gehört nicht ins Museum.“

Erregt hatte Lohmer besonders die „Rekonstruktion“ des Tisches, an dem beim Kölner G-8-Gipfel 1999 die Regierungschefs tafelten. Aufgestellt war er damals auf dem Dionysos-Mosaik im Römisch-Germanischen Museum. Am Vorabend der Ausstellungseröffnung im Museum Ludwig veranstaltete die Köln-Bonner Initiative „Die Glücklichen Arbeitslosen“ an eben diesem Rundtisch ein Bankett. Die nicht unbedingt appetitlichen Überreste sind jetzt Teil der Ausstellung – dazu acht Schweinemasken, versehen unter anderem mit den Namen von CDU-Oberbürgermeister Fritz Schramma, den Unionspolitikern Angela Merkel und Roland Koch und von Bundesfinanzminister Hans Eichel (SPD).

„Niveaulos“ fand Lohmer das und wurde dabei von FDP-Ratsherr Ulrich Wackerhagen unterstützt. Auch der Slogan „Kommerzhauptstadt Köln“ auf der Tischdecke störte ihn. Dies sei der Bewerbung um den Titel „Kulturhauptstadt Europas 2010“ nicht förderlich.

Ausschussmitglied Richard Blömer (CDU) sah das etwas gelassener: „Nicht sonderlich interessant und förderungswürdig“ sei dieser Teil der Ausstellung. Aber in einer Stadt, die Politiker wie ihn auf einem Wagen des letzten Rosenmontagszugs „in den Papierkorb kloppt“, könnten Politiker eben auch als Schweine dargestellt werden.

Museumsdirektor Kasper König räumte ein, dass das „Bacchanal“ ästhetisch „etwas dünn“ sei. Die gesamte Ausstellung sei aber ein „idealer Kontrast“ zur parallel laufenden „Blauen Reiter“-Schau, die die Politiker zuvor einhellig gelobt hatten.

JÜRGEN SCHÖN