Dezente Belebung

Neun Hamburger Künstler eröffnen mit dem „Feld für Kunst“ einen temporären Ausstellungsraum in Altona

Ausstellung „Netzwerk 7“ als Beginn der Suche nach neuen Formen der Kooperation

Den Raum kennt man. Auf der rauen Seite von Altona, an einer Durchgangsstraße gegenüber dem Baumarkt, neben dem Zulieferparkplatz von Markendiscountern und einer Spielhölle, gibt es seit Anfang Februar einen neuen Ausstellungsraum. „Feld für Kunst“ steht über der Tür.

Der Ort ist bewusst gewählt. Am Rande der dahinsiechenden Fußgängerzone wird in einem 70er-Jahre-Plattenbau ein lange leer stehender Gewerberaum in einen Kunstraum umgewandelt. Neun Hamburger Künstler – Achim Aisslinger, Thomas Beckmann, Markus Dorfmüller, Filomeno Fusco, Martin Heckmann, Neda Ploskow, James Schrade, Anja Steidinger und Ulrike Thiele – haben die 400 Quadratmeter urbar gemacht. Sie haben den Raum renoviert und hergerichtet, eigenes Geld und Arbeit investiert. Inzwischen gibt es dort ein buntes Programm: Ausstellungen, multimediale Mitternachtslesungen zu Kants Geburtstag und eine Party zur Bürgerschaftswahl. Dem zugrunde liegt das künstlerische Anliegen der Vermittlung zeitgenössischer Kunst. Ein durchaus erwünschter Nebeneffekt ist die Belebung des kulturell weitgehend verwaisten Stadtteils. Tatsächlich kommen auch tagsüber immer wieder Passanten herein und sind neugierig, was hier passiert. Doch wie präsentiert man die Arbeit von Künstlern, die kuratorisch oder gar vermittelnd arbeiten? „Besucher kommen und fragen: ,Was ist denn deine Arbeit?‘, sagt Gründungsmitglied Filomeno Fusco. Doch dem „Feld für Kunst“ geht es nicht darum, die eigenen Arbeiten auszustellen. Das Bestellen des Feldes der Kunst ist die Arbeit: zu imaginieren, was mit Kunst möglich ist, neue Räume zu erschließen, sie medial zu nutzen und praktische Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben. Es wird anderen Künstlern ein Forum gegeben. An einem Netzwerk wird gestrickt. Zu der aktuellen Ausstellung Netzwerk 7 sind fünf Künstler aus Stuttgart eingeladen. Man erhofft sich eine Belebung der Hamburger Kulturlandschaft und will das Feld zwischen der Off-Szene und den großen Institutionen besetzen. Zentral ist dabei die Arbeit an den Grenzen dieses Feldes: Zum einen wird der Kontakt zur Nachbarschaft gesucht und zum anderen an der Form der Zusammenarbeit der betreibenden neun Künstler gearbeitet. Die Ausstellung ist hier zunächst der kleinste gemeinsame Nenner, über den sich die Künstler aus den verschiedensten Bereichen erst formieren.

Zentrales Anliegen der Künstler ist die Belebung des Stadtteils

Der aktuelle Ausstellungsraum ist übrigens ein temporärer: Das „Feld für Kunst“ ist mobil. Im Sommer werden die Räume wieder aufgegeben, vielleicht andere im Stadtteil bespielt. Und 2005 sollen unter dem Titel Netzwerk 2 Hamburger Künstler in Stuttgart präsentiert werden. Vielleicht gibt das „Feld für Kunst“ in der Zwischenzeit eine eigene Zeitung heraus. Insofern ist das „Feld für Kunst“ nicht nur mobil sondern auch medial variabel. „Es gibt viele Felder der Kunst, die noch zu beackern sind“, sagt Fusco. Bernd Asphalt

Feld für Kunst (Ecke Jessenstrasse/Lawaetzweg). Geöffnet Do, Fr, So 16–18, Sa 11–14 Uhr. „Netzwerk 7“ läuft bis 21.3. Info: www.feldfuerkunst.net