gesundheitsrisiko phthalate
: Hodenkrebs und Sperma-Schwund

Das langjährige Gerangel um die gesundheitsschädlichen Phthalate geht weiter. Hatten frühere Forschungen über die weitgehend als Weichspüler eingesetzte Substanz zumindest ein Verbot von phthalatverseuchten Baby-Schnullern und Quietsche-Entchen bewirkt, könnten auf den Gesetzgeber nun weitere Maßnahmen zukommen. Dass die Stoffe gefährlich in den Hormonhaushalt des Menschen eingreifen, mag zwar kaum noch jemand bezweifeln – in welchem Ausmaß dies jedoch geschieht, ist noch unklar. Deshalb hat sich eine Forschungsgruppe der Universität Erlangen-Nürnberg diesem Thema gewidmet und ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die Bevölkerung weitaus größere Mengen an Phthalaten aufnimmt als bislang angenommen. Nach dieser Erkenntnis müssten die europäischen Behörden eigentlich darüber grübeln, ob ein weitergehendes Verbot, etwa von phthalathaltigen Körperpflegemitteln oder Textilien, angemessen wäre. Damit würde allerdings ein erbitterter Kampf gegen die Chemiekonzerne losbrechen, denn Phthalate wie etwa der Weichmacher Diethylhexylphthalat (DEHP) gehören zu den wichtigsten Industriechemikalien. Jährlich werden etwa zwei Millionen Tonnen DEHP produziert. Seit vielen Jahren mahnen führende Wissenschaftler die verheerenden Auswirkungen des Stoffes an. Nicht nur der Rückgang von Spermien, auch die Zunahme von Hodenkrebs und Fehlbildungen der männlichen Geschlechtsorgane werden teilweise auf die Wirkung von Phthalaten zurückgeführt.

HANSJÖRG KISSEL