Unter den Tisch spielen lassen

Gegen feiernde Bochumer rettet der HSV einen Punkt. Trainer Jara träumt nicht mehr von der Champions League

Auch bei den verkaterten Spaßfußballern des VfL Bochum kann der HSV nicht gewinnen. Nach dem 1:1 im ausverkauften Ruhrstadion haben die Hamburger nur noch mathematische Chancen auf den dritten Tabellenplatz und müssen im letzten Saisonspiel weiter um die Qualifikation für den UEFA-Cup zittern. Die seit einer Woche feuchtfröhlich Klassenerhalt feiernden Bochumer waren 90 Minuten lang zwar die passivere, aber dennoch torgefährlichere Mannschaft.

Ohne die gesperrten Barbarez und Ujfalusi trafen die Hamburger auf einen Gegner, der nur noch ein Ziel hatte: seinem Mittelstürmer Christiansen zur Torjägerkrone zu verhelfen. Nachdem der Ex-Bochumer Mahdavikia auf der schwachen linken Abwehrseite des VfL drei leidlich gefährliche Aktionen organisieren konnte, machten sich die Gastgeber an die Umsetzung ihres Plans. Wosz zirkelte einen Freistoß in den HSV-Strafraum auf Christiansen, der eine Kommunikationspanne zwischen Keeper Pieckenhagen und Verteidiger Hertzsch per Kopf zum 1:0 nutzte. „Martin hat Leo gerufen“, gab der sichtlich genervte Hertzsch hinterher dem HSV-Keeper die Schuld für die peinliche Situation in der 31. Minute. „Den Ball hätte ich gehabt“, so Hertzsch.

Nach der Pause ließ sich die Jara-Elf von den cleveren Bochumern fast unter den Tisch spielen. Statistisch dominierte der HSV das Geschehen – bei Eckbällen (13:4), Flanken (22:7) und Torschüssen (20:10). Der biedere Fleißfußball der Hamburger bedrohte die minimalistischen Bochumer jedoch kaum. VfL-Star Paul Freier hätte dagegen bei zwei Konterchancen für eine klare Führung sorgen können. Erst als die Bochumer nach gut 70 Minuten kaum noch Kraft für Gegenstöße hatten, schaffte Hamburg den Ausgleich: Der eingewechselte Rahn hämmerte einen Freistoß in den linken Torwinkel. Ersatzstürmer Meijer traf kurz danach noch genauso den Pfosten wie Bochums Freier in der Nachspielzeit die Latte.

Kurt Jara, in der Schlussphase wegen schiedsrichterfeindlicher Ausfälle auf die Tribüne verbannt, sprach nach Spielende allen Ernstes von einer „europareifen Leistung“. Sicher, bei den Bochumer Kontern habe man Glück gehabt, so Jara, insgesamt sei der HSV jedoch die „risikofreudigere Mannschaft“ gewesen. Auch über „erreichbare Saisonziele“ räsonierte Jara. Der Traum von der Champions League sei wohl vorbei, den UEFA-Cup-Platz aber wolle man sich nicht nehmen lassen. „Im Winter hätten das viele nicht geglaubt“, sagte Jara triumphierend auf der Pressekonferenz.

Die HSV-Spieler outeten sich vor dem letzten Spieltag als Konservative. „Den vierten Platz werden wir gegen Hansa Rostock verteidigen“, sagte Hoogma. Der Kapitän wollte dem nur noch rechnerisch möglichen Champions-League-Platz nicht nachtrauern und freute sich lieber über die „wirklich gute Leistung“ der Ergänzungsspieler Meijer, Rahn und Hertzsch. Auch Sergej Barbarez will beim finalen Heimspiel gegen seinen Ex-Klub den Vorsprung vor Bremen und Berlin bewahren. Barbarez misst dem anstehenden Nordderby gar vereinshistorische Bedeutung zu: „Das wird das wichtigste Spiel der letzten drei Jahre.“

Zum Glück für den HSV ist es ein Heimspiel. Martin Teigeler