was bisher geschah

Einzige deutsche Regierungschefin

Frauen wurden gesucht für die politische Arena – aber die Ochsentour blieb auch ihnen nicht erspart: Der Werdegang der Diplomvolkswirtin Heide Simonis, geboren als „preußische Beamtentochter“ am 4. Juli 1943, ist ein Abbild der Grenzen und Möglichkeiten von Politikerinnen im saturierten Westdeutschland. 1969 trat sie in die SPD ein, 1971 wurde sie Ratsfrau in Kiel. Von 1976 bis 1988 war sie Mitglied des Deutschen Bundestages, zunächst als Gewinnerin eines Direktmandats, später abgesichert über die Landesliste. Sie galt dort schnell als finanzpolitisches Nachwuchstalent. Am 31. Mai 1988 berief der schleswig-holsteinische Ministerpräsidenten Björn Engholm sie als Finanzministerin in sein Kabinett. Nach dessen Sturz über die „Schubladenaffäre“ wurde Heide Simonis am 19. Mai 1993 seine Nachfolgerin. Bei der Landtagswahl 1996 verlor die SPD die absolute Mehrheit und bildete eine rot-grüne Koalition, die vier Jahre später bestätigt wurde. Bis heute ist sie die einzige Frau geblieben, die ein solches Amt in Deutschland jemals erreichte. Heide Simonis ist seit 35 Jahren mit Udo Simonis, einem inzwischen emeritierten Professor für Umweltpolitik, verheiratet. Sie hat keine Kinder. BG

FOTO: RONALD FROMMANN/LAIF