Karstadt-Quelle auf Talfahrt

Gewinn bricht ein. Versandhandels- und Kaufhauskonzern will 3.000 Stellen streichen

BERLIN taz ■ Nach Umsatzrückgang und drastischem Gewinneinbruch steht Karstadt-Quelle erneut vor massiven Stellenkürzungen. Bereits im Februar sei beschlossen worden, „dass die Personalkosten weiter gesenkt werden“, sagte Konzernsprecher Elmar Kratz der taz – allerdings nicht „durch Stellenabbau im Verkauf“. In der Verwaltung seien „Stellenstreichungen aber nicht ausgeschlossen“, so Kratz. Von einer „Kündigungswelle“ könne aber keine Rede sein.

Insgesamt will der Konzern (Karstadt, Hertie, Wertheim, Quelle, Neckermann sowie Reiseveranstalter) 75 Millionen Euro beim Personal einsparen. Dies entspricht nach Presseberichten rund 3.000 Stellen. Karstadt hatte seit 2002 bereits jeden zehnten Arbeitsplatz im Warenhausbereich gestrichen. Ende 2002 waren im Gesamtkonzern noch 104.536 Menschen beschäftigt.

Um bei den Betriebsräten, mit denen vor Ostern über das Wer, Wie und Wo des Stellenabbaus verhandelt werden soll, gut Wetter zu machen, verzichten auch Konzernvorstand und Aufsichtsratsmitglieder auf einen Teil ihrer Bezüge. Über Details wollte der Sprecher keine Angaben machen. Laut Handelsblatt soll neben dem Personalabbau auch über generelle Gehaltskürzungen verhandelt werden.

Karstadt-Quelle hat 2003 nach eigenen Angaben 15,3 Milliarden Euro umgesetzt – ein minus von 3,4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. Der Gewinn brach von 162 Millionen Euro 2002 auf 108 Millionen Euro ein. Trotzdem will der Vorstand an seiner Dividendenpolitik festhalten und unverändert 0,71 Euro pro Aktie vorschlagen. Grund für die schlechte Entwicklung sind laut Konzern die lähmende Reformdiskussion im Vorjahr sowie „der aggressive Preiswettbewerb im Weihnachtsgeschäft“.

Hoffnung setzt Deutschlands zweitgrößter Einzelhandelskonzern jetzt auf ein Joint-Venture mit dem Supermarktriesen Rewe, der ab 2005 die defizitären Lebensmittelabteilungen der 72 Karstadt-Warenhäuser übernehmen soll. Nach Angaben der Agentur Reuters soll Rewe etwa 50 Millionen Euro in das Projekt investieren. STEFFEN GRIMBERG