OFF-KINO
: Filme aus dem Archiv – frisch gesichtet

Nach dem Verlust der Festung Dünkirchen im Zweiten Weltkrieg war das Image der Briten in den USA so ziemlich auf dem Tiefpunkt angekommen. Da musste natürlich gegengesteuert werden. Auch Hollywood ließ sich für entsprechende Good-Will-Werbung gern einspannen. Einer der bekanntesten Propagandafilme jener Jahre, der die Engländer in einem positiven Licht zeigt, ist William Wylers „Mrs. Miniver: In seinem 1942 entstandenen Werk, für das er den Regie-Oscar erhielt, erzählt Wyler vom Leben einer standhaften britischen Familie im Bombenkrieg gegen Deutschland. Winston Churchill war begeistert, doch nach dem Krieg wurde „Mrs. Miniver“ vor allem von britischer Seite vorgeworfen, hier werde ein unrealistisches und verkitschtes Bild vom Leben einer englischen Dorfgemeinschaft gezeichnet. Aber Realismus war in dem schönen Hollywood-Melodram natürlich nie intendiert. Vielmehr ist „Mrs. Miniver“ ein gutes Beispiel für die Fähigkeit des Regisseurs, das Publikum zu packen und ihm unterhaltsam eine „Botschaft“ nahezubringen: Den heiteren Ton des Anfangs langsam zurücknehmend, macht die Inszenierung den Zuschauer immer stärker mit dem Gedanken vertraut, der in einer Fliegerstaffel kämpfende Sohn der Minivers werde den Krieg wohl kaum überleben. Umso schockierender erscheint schließlich der überraschende Tod seiner jungen Frau durch die Kugeln eines Tieffliegers.

Phyllis Spira, die ehemalige Primaballerina des Balletts von Kapstadt, und ihr Partner Philip Boyd gründeten 1991 das für Kinder und Jugendliche gedachte Tanzprojekt „Dance for All“: Jeder ist willkommen, egal ob schwarz oder weiß, talentiert oder nicht. Wahrgenommen wird das Projekt jedoch vor allem von schwarzen Kindern aus den Townships von Kapstadt, denn die wirklich talentierten Jugendlichen werden hier professionell gefördert. Allerdings erwartet man von ihnen dann Disziplin, harte Arbeit und Gemeinsinn: Die älteren Eleven sollen die jüngeren unterrichten und ihnen als Vorbild dienen. Die Regisseurinnen Elena Bromund und Viviane Blumenschein haben dieses künstlerische und soziale Projekt dokumentiert und begleiten dazu einige Tanzschüler in ihren Alltag voller Probleme, wo die Familien mit Armut, Alkoholismus und HIV-Infektionen kämpfen. Dieser Mangel an Perspektive setzt letztlich auch dem Projekt zu: Die Notwendigkeit, Geld zu verdienen, lässt die Tänzer nämlich von einer Karriere im Ausland träumen, der zuvor beschworene Gemeinsinn droht darüber ins Abseits zu geraten.

One Week“ (1920) gehört zu jenen Kurzfilmen Buster Keatons, in denen er seinen unverwechselbaren Stil entwickelte. Zum einen hatten seine Geschichten bei aller Komik oft einen bitteren Unterton, zum anderen wurden die Katastrophen stets mit unbarmherziger Logik vorangetrieben. So auch in „One Week“, wo Buster als frisch vermählter Ehemann den Versuch unternimmt, ein Fertighaus zu erbauen, dessen Einzelteile von einem eifersüchtigen Rivalen falsch nummeriert worden sind. Also nimmt das Desaster seinen Lauf. LARS PENNING

„Mrs. Miniver“ (OF) 17. 12. im Zeughauskino

„Dance for All“ (OmU) 16. 12. in der Urania

„One Week“, „The Balloonatic“, „The Scarecrow“ 13. 12. im Arsenal 2