USA behalten Kontrolle

Washington vorerst gegen Übergangsregierung im Irak. UNO: 500.000 irakische Flüchtlinge kehren zurück

BAGDAD/WASHINGTON dpa/afp ■ Die US-Regierung will die politische Kontrolle im Irak vorerst nicht aus der Hand geben. Sie habe die für Juni angekündigte Ernennung einer irakischen Übergangsregierung auf unbestimmte Zeit verschoben, erklärten irakische Politiker gestern. Gleichzeitig versprach die US-Zivilverwaltung, mit mehr Soldaten und verstärkten Patrouillen in Bagdad künftig für mehr Sicherheit zu sorgen.

Die arabische Zeitung Al-Sharq Al-Awsat berichtete unter Berufung auf Vertreter irakischer Parteien, der neue US-Zivilverwalter Paul Bremer habe bei einem Treffen am Freitag mitgeteilt, wegen der großen Differenzen zwischen den verschiedenen irakischen Gruppierungen habe Washington entschieden, vorerst keine irakische Übergangsregierung einzurichten. Geschaffen werden solle nur eine irakische Übergangsverwaltung, die den Besatzungsmächten beim Wiederaufbau zur Seite stehen solle.

Bundesaußenminister Joschka Fischer (Grüne) sagte dem Magazin Spiegel, Deutschland werde sich im Rahmen seiner Möglichkeiten für eine zentrale Rolle der UN im Irak einsetzen. Dies sei auch eine gemeinsame Position der EU.

Das US-Zentralkommando in Katar berichtete, mit dem ehemaligen Generalsekretär der Elitetruppe Republikanische Garde, Kamal Mustafa Abdullah Sultan al-Tikriti, sei ein weiteres Führungsmitglied des Regimes von Saddam Hussein in US-Gewahrsam. Kamal Sultan, die Kreuzdame in der als Kartenspiel dargestellten US-Liste der gesuchten Iraker, habe sich in Bagdad gestellt.

Die UN bereiten sich unterdessen auf die Rückkehr von rund einer halben Million Flüchtlingen nach Irak vor. Die Rückkehrer würden vor allem aus Iran und Jordanien erwartet, sagte ein UNHCR-Sprecher. Gleichzeitig gebe es Spannungen zwischen der irakischen Bevölkerung und iranischen und palästinensischen Flüchtlingen in Irak. Das UNHCR habe Kontakt zu einem hohen Schiitenführer aufgenommen, um die Spannungen zu abzubauen.