Schlüssel abgeben

Erneute Kündigung für Café Übersee-Pächter: Böse sieht sich durch eine Postkarten-Aktion in seiner Ehre verletzt

taz ■ Darf man sich als Pächter öffentlich dagegen wehren, dass man rausgeschmissen werden soll? Man darf nicht. Das jedenfalls scheint die Auffassung des Bremer Kultursenators Kuno Böse (CDU) zu sein. Während in politischen Kreisen Bremens davon ausgegangen wird, dass seine Rolle als Senator mit der Wahl in wenigen Tagen ausläuft, eskaliert Böse den Streit mit dem Pächter des Cafés Übersee. Dem Café flatterte gestern ein weitere fristlose Kündigung ins Haus. Begründung ist diesmal die Postkarten-Aktion des Cafés (vgl. taz, 19.5.). „Sie fühlen sich wohl im Übersee? Sie wollen wiederkommen? Dann beeilen sie sich besser, denn das Übersee soll kaputtgemacht werden“, heißt es auf den Postkarten. Die Gäste können folgenden Satz an den Kultursenator unterschreiben: „Ich fühle mich im Übersee als Gast sehr wohl und möchte nicht, dass das Übersee von Ihnen kaputtgemacht wird.“

Diese Postkarten-Aktion setze den Kultursenator „in strafrechtlicher Weise in seiner Ehre herab“, argumentieren Böses Anwälte – sie verstoße daher „in eklatanter Weise gegen das auf Dauer angelegte Vertragsverhältnis, das als gegenseitiges Vertrauensverhältnis wechselseitigen Respekt verlangt“. Und sie verweisen gleichzeitig darauf, dass es bereits zwei fristlose Kündigungen und eine Räumungsklage gebe. Die Pächter sollten „unverzüglich“ die Schlüssel für das Café Übersee abgeben, fordern die Anwälte. kawe