Ringelpiez für das erste Kreuzchen

Um Jugendliche für die Kommunalwahl im September dieses Jahres zu gewinnen, versuchen Jugendringe im Ruhrgebiet verstärkt mit Kampagnen, bunten Flyern und rollenden Diskussionssofas die Jungen zu erreichen

BOCHUM taz ■ Wie bekommen die Kommunen Jugendliche dazu, wählen zu gehen? Kein einfaches Unterfangen, dem sich die Jugendringe im Ruhrgebiet vor den Kommunalwahlen im Herbst stellen wollen. Doch das Engagement ist recht unterschiedlich. Während in Dortmund bereits im Mai eine Erst- und Jungwählerkampagne starten soll, machen sich die Jugendringe in Bochum, Duisburg und Wuppertal noch Gedanken über Konzepte für eine Kampagne. Als Erstwähler gelten alle 16 bis 21-Jährigen. Bis zum 25. Lebensjahr werden sie als Jungwähler bezeichnet. Das Wahlalter wurde für die Kommunalwahlen 1999 in NRW auf 16 Jahre herabgesetzt.

Diese Zielgruppe will das Dortmunder Jugendamt, der Jugendring und der Ring Politischer Jugend ansprechen: Rund 25.000 Erst- und Jungwähler gibt es in Dortmund. Vor fünf Jahren sind etwa 58 Prozent von ihnen wählen gegangen. Zentrale und stadtbezirksbezogene Aktionen wie Meinungsumfragen, Podiumsdiskussionen oder ein rollendes Sofa, auf dem Kommunalpolitiker aus den verschiedenen Stadtteilen Fragen von Jugendlichen beantworten müssen, sollen den Jungwählern Lust auf Politik machen. „Wir fangen schon früh mit unserer Kampagne an, damit wir dieses Jahr auch auf eine gute Wahlbeteiligung kommen“, sagt Stefan Woßmann von der Projektleitung in Dortmund. In Duisburg lässt sich der Jugendring Zeit mit der Kampagnenvorbereitung. Es gibt Arbeitsüberlegungen, die an die „Wahl ab 16“-Kampagnen von 1999 anknüpfen sollen, doch Konkretes wird erst nach der Europawahl im Sommer geplant. Mit einem Jungwählerbrief sollen dann alle 16 bis 25-jährigen Wähler angeschrieben werden. Damit will der Jugendring Jugendliche auf ihr Wahlrecht aufmerksam machen. „Das ist auch notwendig, denn die Wahlbeteiligung wird ansonsten noch niedriger sein“, befrüchtet Manfred Berns, Geschäftsführer des Jugendrings Duisburg. Mit Preisausschreiben will er die jungen Wahlberechtigten zum Wahlautomaten locken. Die Frage, wo sie ihr Kreuzchen machen sollen, wird mit einer „Wahlprüfstein“-Aktion erörtert. Kommunalpolitiker werden in der Wahlkampfphase mit jugendrelevanten Themen konfrontiert und müssen dazu Stellung nehmen. Wie das ablaufen wird, ob mit Diskussionsrunden oder Internetforen, steht noch nicht fest.

Im Gegensatz zum Jugendring Duisburg wird der Jugendring Bochum aus städtischen Mitteln finanziert. Dort sollen verschiedene Flyer in hoher Auflage gedruckt werden. Mit diesen will der Bochumer Jugendring Themen wie „Wählen ab 16“ oder „Jugendpolitik“ in den Mittelpunkt rücken. „Für die Finanzierung der Kampagne wollen wir die Parteien ansprechen“, sagt Rolf Geers vom Bochumer Jugendring. Der Neutralität der Flyer soll dieses Sponsoring keinen Abbruch tun, sagt Geers.

MERJAM WAKILI