Knastis als Junkies

Drogen, Alkohol, Hepatitis: Jeder zweite Strafgefangene in der JVA Oldenburg ist schon bei Haftantritt krank. Es gibt heftige Kritik am Wegfall der externen Berater

Oldenburg taz ■ Jeder zweite Gefangene in der Justizvollzugsanstalt Oldenburg ist schon bei Haftantritt krank. Drogen- und Alkoholabhängigkeit, Aids oder Hepatitis treten bei Häftlingen viel häufiger auf als beim Rest der Bevölkerung. In einer Studie der Uni Oldenburg outete sich jeder dritte Häftling als abhängig von harten Drogen, viele sind alkoholabhängig. „Es ist zu vermuten, dass der Anteil der süchtigen Frauen sogar noch höher ist“, sagt Knut Tielking, der Leiter der Untersuchung.

Der Sozialwissenschaftler von der Arbeitsgruppe Devianz der Uni Oldenburg hat für seine Studie 517 Fragebögen ausgewertet. Sie wurden durch den medizinischen Dienst mit den Angaben der Häftlinge ausgefüllt. Deshalb müsse man davon ausgehen, dass aus Furcht vor Repressionen eher Angaben verschwiegen wurden, so Tielking.

Der Anteil kranker Häftlinge sei wahrscheinlich in anderen JVA‘s ähnlich hoch wie in Oldenburg. Deshalb hält Tielking den geplanten kompletten Wegfall der externen Drogenberatung in Niedersachsen für einen Fehler. Bislang kümmern sich diese Sozialberater darum, dass Häftlinge in den Entzug gehen, demnächst sollen die Betreuung fortgebildete Vollzugsbeamte übernehmen. Die Beamten seien mit dieser Aufgabe aber überfordert, meint Tielking. Uni-Vize Wolf-Dieter Scholz ergänzt zum „gesundheitspolitischen Auftrag“ der Studie: „Menschen in Haft sind zum Entzug ihrer Freiheit verurteilt – nicht zu schlechterer medizinischer Behandlung.“

Die Landesregierung hält dennoch weiter daran fest, ab 2005 700.000 Euro für die 24 externen Drogenberater im Land zu streichen. Wolfgang Düe, Sprecher von Justizministerin Elisabeth Heister-Neumann (CDU), verweist auf das „Celler Modell“: „In dieser JVA kümmern sich Justizvollzugsbeamte schon seit Jahren um die Betreuung drogenabhängiger Häftlinge.“

Eine Folge hat die Studie doch schon gehabt: Der Leiter der JVA Oldenburg hat einen „Gesundheitszirkel“ eingerichtet, der sich um die Probleme der Häftlinge kümmert. Kai Schöneberg