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Viel Arbeit für den Genossen Sieling

Das war noch einmal ein SPD-Parteitag der grau melierten Genossen. In einem Ambiente, das an schulischen Frontalunterricht aus grauer Vorzeit erinnerte, akklamierten die Bremer Sozialdemokraten noch einmal ihre alten Kämpen Detlev Albers und Henning Scherf. Der eine ist bereits in Ehren verabschiedet, der andere dürfte wohl demnächst seine sieben Sachen packen.

Der mit einem sehr respektablen Ergebnis gewählte neue Landeschef Carsten Sieling und die neue Vorsitzende des Unterbezirks Stadt, Carmen Emigholz, stehen vor einer Herkulesaufgabe: Sie wollen kreative Köpfe, junge Leute und Querdenker für die SPD gewinnen – gleichzeitig dürfen sie diejenigen Genossen nicht vergraulen, die sich – wie Sieling und Emigholz selbst – seit langer Zeit in diversen Gremien den Hintern plattsitzen. Sie verrichten schließlich die Kärrnerarbeit für die Partei. Sie wollen die Nachfolge für Bürgermeister Scherf – nicht wenige KandidatInnen scharren bereits vernehmbar mit den Hufen – in geordnete Bahnen bringen. Gleichzeitig müssen sie darauf achten, dass die SPD nicht zu einem drögen Bürgermeisterwahlverein degeneriert.

Ob die vom scheidenden Parteichef Albers ins Spiel gebrachte Form des „aufsuchenden Wahlkampfs“ hilfreich ist, sei dahingestellt. Sein Vorschlag, „Gespräche für die Soziale-Gerechtigkeits-Partei SPD“ zu führen, hat etwas Altbacken-Missionarisches. Das lässt befürchten: Die Zielgruppe der unter Vierzigjährigen kennt man in der Bremer SPD nur noch vom Hörensagen. Markus Jox