Der Eintagskandidat

Kaum bekannter dritter Bewerber für CDU-Landesvorsitz zieht nach 19 Stunden und Kreislaufkollaps wieder zurück

19 Stunden lang hat die Berliner CDU einen dritten Kandidaten für ihren Landesvorsitz gehabt, über den sie am 24. Mai beim Parteitag entscheidet. Gegen 21 Uhr am Sonntagabend schickte Manfred Radermacher, parteiintern bislang nicht aufgefallenes einfaches Mitglied in Mitte, seine Bewerbung per E-Mail an die CDU-Landesgeschäftsstelle. Gestern Nachmittag gegen 16 Uhr sagte er über seinen Kreischef Stephan Tromp wieder ab – aus dem Krankenhaus. Radermacher hatte zuvor einen Kreislaufkollaps erlitten.

Mit einem Rettungswagen sei er am Morgen ins Krankenhaus gebracht worden, sagte ein Sprecher der Berliner Bäder-Betriebe, für die der 47-jährige Radermacher als Datenschutzbeauftragter und Pressesprecher tätig ist. Zuvor habe es mehrere Anrufe wegen der Kandidatur gegeben.

Tromp hielt es für möglich, dass Radermacher der Aufregung nicht standhielt. Der hatte seine Bewerbung damit begründet, dass er Zuspruch aus dem eigenen Kreisverband erhalten habe und seine Kontrahenten, Exsenator Peter Kurth und Mitte-Bürgermeister Joachim Zeller, zu eng mit der der alten CDU verbunden seien.

Bereits im vergangenen Jahr hatte es vor der Wahl des jetzt ausscheidenden Landesvorsitzenden Christoph Stölzl kurzfristig einen zweiten, unbekannten Bewerber gegeben. Torsten-Jöerges Seifert von Müßebeck-Wedeln zog seine Kandidatur aber nach Gesprächen mit Kreis- und Landesvorstand wieder zurück.

Nach der Absage von Radermacher blieb es bis zu Redaktionsschluss beim Duell Kurth gegen Zeller. Kurth hatte sich am Freitag bereits um den Fraktionsvorsitz der CDU im Abgeordnetenhaus beworben, unterlag aber dem Haushaltspolitiker Nicolas Zimmer knapp mit 17 zu 18 Stimmen. Er hatte sich daraufhin nicht festgelegt, ob er an seiner Kandidatur für die Stölzl-Nachfolge festhält. Diese Bewerbung hatte er zehn Tage zuvor bekannt gegeben. Eine Entscheidung wurde für den gestrigen Abend erwartet. STEFAN ALBERTI