zeit für oskar

Der Geist von Mannheim

Dies ist die Geschichte von Herrn L. Der war früher Spitzenpolitiker der S-Partei. Tolle Reden konnte er halten. Den Gewerkschaftern gefiel das sehr gut, denn Herr L. war mit ihnen fast immer einer Meinung. „Er soll reden! Er hat uns etwas zu sagen“, riefen sie und rufen es heute.

Das Problem war, dass Herr L. eines Tages nicht mehr mitspielen wollte und alles hinschmiss, weil Herr S., Kanzler von D., ihn geärgert hatte. Herr L. zog sich zurück in sein kleines Land S. und redete vier Jahre lang nur sehr wenig. Das wurde ihm aber langweilig.

Da kam L. eine Idee. „Buh!“, polterte er, „ich bin das Gespenst von Mannheim. Wenn ich rede, jubelt die Basis, und die Agenda 2010 wird zurückgenommen.“ Das gruselte den Kanzler S. schon ein wenig und viele Leute in der S-Partei auch. Sie schrien: „Ausladen! Wir laden Herrn L. immer sofort aus!“ Denn sie erinnerten sich sehr gut an den armen bärtigen Herrn Sch., den Herr L. vor acht Jahren in Mannheim mit nur einer Rede von dannen gejagt hatte. Traurig sieht Herr Sch. seit damals aus.

Aber die Gewerkschafter, die Herrn L. schon früher so gern hatten reden hören, wollen den Spuk. Und zwar nicht nur fünf Minuten, sondern in voller schauriger Länge. Sie initiierten einen Rederecht-Aufruf und geben sich erst zufrieden, „wenn er höchstens zehn Minuten weniger redet als der Kanzler“. Weniger wäre ihnen nicht gespenstisch genug. MAD