Rätselraten um Geiseln

Algerisches Militär dementiert Berichte über angebliche Befreiung der Verschleppten

MADRID taz ■ Sind die Geiseln in der algerischen Wüste frei oder sind sie es nicht? Diese Frage beschäftigt seit gestern nationale und internationale Medien. Den ganzen Tag über berichtete die deutsche Presseagentur dpa unter Berufung auf Reiseführer und Journalisten aus der Gegend um die Oasenstadt Illizi von einer geglückten Befreiung der letzten 15 von 32 entführten Wüstentouristen. Eine algerische Tageszeitung hatte vorher unter Berufung auf „Sicherheitskräfte“ berichtet, die Touristen seien frei.

Am Abend dann kam aus Algier das „formelle Dementi“. Die Berichte „einiger internationaler Medien“, denen zufolge eine Sondereinheit das Versteck der 15 Geiseln in der Gebirgsregion von Tamelrik in der Nähe von Illizi gestürmt hätte, seien nichts als „Behauptungen“. „Die Armee und die Sicherheitskräfte unternehmen weiterhin alle Anstrengungen, um sie freizubekommen“, hieß es in einer Erklärung des Generalstabes der algerischen Armee.

„Ich habe keine weiter gehenden Informationen“, wich Bundeskanzler Gerhard Schröder der Frage aus, was er von den Berichten aus Algerien halte. „Kein Kommentar“, blockte auch Außenminister Joschka Fischer ab.

Bleibt die Frage, was wirklich in der Sahara geschieht. Denn seit Freitag befinden sich nach Berichten der algerischen Presse hochrangige Militärs in Illizi. Unter ihnen sollen sich der Chef des militärischen Geheimdienstes Smain Lamari sowie mehrere deutsche Beamte befunden haben. Die Armee verhandle mit den Entführern, heißt es. Eine Tageszeitung wusste gar zu berichten, dass den Kidnappern, die den Salafistischen Gruppen für Predigt und Kampf (GSPC) angehören, Geld und freies Geleit für die Freilassung der Geiseln versprochen worden seien.

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