Transparenter Dreier

Das Jacques Thibaud-Trio aus Berlin spielt am Samstag in der Glocke. Auswendig und vor mindestens fünf mal zwei taz-LeserInnen: Die haben nämlich freien Eintritt

Trios sind rar: Das Hörerlebnis ist zwar grandios, aber die Fehlertoleranz der Dreierbesetzung ist minimal – viel kleiner als bei einem Streichquartett. An denen ist die Kammermusikszene reich, um nicht zu sagen: übersättigt. Aber ein echtes Trio – sprich: eins, das sein Personal nicht aus den Streicherblöcken der Orchester rekrutiert, ein exzellenter, als festes Ensemble konzertierender Bund von Violine, Bratsche und Cello hat für sich bereits Ereignisqualität.

Am Samstag gibt das Jacques-Thibaud-Trio in der Glocke sein Bremen-Debüt. Und zweifellos zählen der Geiger Burkhard Maiß, der Bratscher Philip Douvier und der Cellist Uwe Hirth-Schmidt zu der Handvoll Ausnahmen. Seit 1994 bereits pflegen die jungen Berliner, die sich den französischen Kammermusik-Genius zum Schutzpatron gewählt haben, eine gnadenlos transparente musikalische Dreierbeziehung mit den Repertoire-Schwerpunkten Wiener Klassik und klassische Moderne. Auch in der Glocke wird das Kleinst-Ensemble Heitor Villa-Lobos und Jean Françaix intonieren – trotz extremer Komplexität auswendig, wie alles, was es dem Publikum vorträgt.

Das ist keinesfalls nur Koketterie mit der eigenen Gedächtnisleistung, sondern auch künstlerischer Ansatz. Denn die Werke, das beweist der als CD vorliegende Mitschnitt eines Konzerts in Cleveland, bewahren unter den Bögen und Fingern der Thibauds die Frische einer just im Augenblick entstehenden, genialen Improvisation. Das macht besonders ihre erregende Beethoven-Interpretation deutlich. Seit nunmehr fünf Jahren gepflegt, klingt ihre Version des c-moll Trios – zum Nachschlagen im Notenschrank: Opus 9, Nummer 3 – ursprünglich frisch. Scharf, fast harsch akzentuiert die Einsätze, mit zartem Schmelz und stets in einen angeregten, intensiven Trialog vertieft erklingt sie am Samstag als Finale furioso. Kostenfrei für jene fünf mal zwei taz-Leserinnen oder Leser, die heute um 16 Uhr die ☎ (04 21) 32 13 53 wählen. bes