Benni ist kein Basisschreck

Klaus Uwe Benneter absolvierte seinen ersten Auftritt als SPD-Generalsekretär. In Duisburg konnte er die Genossen nicht mitreißen, zeigte aber Nehmerqualitäten im Umgang mit der Parteibasis

AUS DUISBURGMARTIN TEIGELER

Der Redner brachte den Saal zum Kochen. „Wir müssen den Turbokapitalismus anprangern“, rief der Mann und die versammelten Sozialdemokraten klatschten begeistert. Die Stimmung konnte nicht besser sein beim Duisburger SPD-Parteitag, als der Politiker mit markigen Worten gegen „unpatriotische Arbeitgeber“ und „geldgierige Manager“ vom Leder zog. Der Redner war Josef Krings, langjähriger Duisburger Oberbürgermeister und mittlerweile ergraute SPD-Legende im Ruhrgebiet. Krings sprach nach dem neuen SPD-Generalsekretär Klaus Uwe Benneter. Der frisch gewählte Partei-Manager aus Berlin konnte die Genossenschaft am Montagabend nicht so begeistern. Bei seinem ersten Auftritt nach der Inthronisierung am Sonntag zeigte Benneter aber immerhin Nehmerqualitäten im Umgang mit der unzufriedenen Parteibasis.

Duisburg. Rheinhausenhalle. Im holzvertäfelten Saal des 70er-Jahre-Baus kam nur wenig Begrüßungsbeifall auf, als der neue Generalsekretär den Saal betrat. Die 300 Parteitags-Delegierten des Unterbezirks Duisburg schienen nicht besonders gespannt zu sein auf den Auftritt des zweiten Manns in der SPD. Schmunzelnd, fast verlegen blickte Benneter durch den Raum mit der bunkertiefen Decke – und schüttelte ein paar Hände, die sich nicht nach ihm ausgestreckt hatten. Auf dem Podium durfte der „rote Benni“ nicht Platz nehmen. Wie die Delegierten aus den Ortsvereinen musste er in der zweiten Reihe sitzen – Müntefering und Schröder wäre das wohl kaum passiert.

Nein, Klaus Uwe Benneter ist kein großer Redner. Der Berliner Bundestagsabgeordnete hangelte sich durch Satzbaukästen, seine Formulierungen klangen nach Positionspapier, nach Pressemitteilungstexten. Manchmal sprach Benneter die Delegierten an, als führe er ein Motivationstraining für lustlose Mitarbeiter durch. „Ihr seid die Partei, nur zusammen können wir es schaffen.“ Oder: „Erfolg hat nur der, der den Erfolg wirklich will.“ Wenn er sich verhaspelte, berlinerte Benneter: „Enschulljung.“

Inhaltlich sagte Benneter kaum Neues. „An der Agenda 2010 muss festgehalten werden – trotz aller sozialen Härten.“ Die Delegierten wussten, dass die Reformen der Bundesregierung nicht mehr rückgängig gemacht werden können – Applaus spenden wollten sie für derartige Einsichten aber nicht. Auch die Angriffe auf den politischen Gegner kamen nicht an. Als Benneter den NRW-CDU-Oppositionsführer Jürgen Rüttgers attackierte, klingelte im Saal lang und laut ein Mobiltelefon. Zwei Delegierte unterhielten sich mit ungedämpfter Stimme auf Serbokroatisch. Nach 30 Minuten war Benneters erste Rede beendet – er bekam 20 Sekunden Beifall. Benneter lächelte, imitierte Müntefering mit seiner Doppel-Daumen-hoch-Geste.

Bei der anschließenden Diskussion hagelte es Kritik. Alt-OB Krings kritisierte „diese Schnapsidee Elite-Uni“. Eine junge Genossin meckerte: „Eure Reformen sind gründlich in die Hosen gegangen.“ Benneter keilte nicht zurück. Er hörte zu und sagte Sätze wie: „Wir brauchen wieder mehr Miteinander.“ Dann musste Benneter schnell zum Flughafen. Zum Abschied wünschte er den Duisburgern noch etwas für den NRW-Kommunalwahlkampf: „Viel Glück!“