Kriegsgöttin sucht Asyl

Über den möglichen Wiederaufbau einer Arno Breker-Statue redet man in Wuppertal nur ungern

WUPPERTAL taz ■ Die stolze Kriegsgöttin Pallas Athene schlummert gut verpackt in der Pausenhalle. 47 Jahre thronte die Statue des umstrittenen Nazi-Bildhauers Arno Breker auf dem Schulhof des Wilhelm Dörpfeld -Gymnasiums in Wuppertal. Vor einem Jahr wurde sie von Unbekannten aus Protest gegen den Irak-Krieg umgestürzt. „Weg mit Brekers Kriegsgöttin“, hatten die Täter damals auf den Sockel der Statue gesprüht. Die einjährige Verbannung der Pallas Athene könnte jedoch bald zu Ende sein: Die Schule und die Stadt Wuppertal diskutieren, was mit der Statue geschehen soll. Möglich ist, dass sie bald wieder auf ihren alten Platz zurückkehrt.

Am kommenden Mittwoch will die Schulkonferenz des Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium eine Empfehlung für die Zukunft der Breker-Statue an die Stadt Wuppertal abgeben. Wie diese Empfehlung aussehen wird, möchte Schulleiter Karl-Wilhelm Weber der taz jedoch noch nicht verraten: „Das hieße, den Entscheidungen der Gremien vorzugreifen.“ Am vergangenen Sonntag kam es zu einem ersten Meinungsaustausch zwischen Lehrern, Schülern und Elternvertretern – ohne dass sich eine klare Mehrheit für oder gegen einen Wiederaufbau abzeichnete. „Die Kontroverse zieht sich quer durch alle Gruppen, ob Schüler, Lehrer oder Eltern“, sagt Sybille Demmer, Vorsitzende des Fördervereins „Freunde des Wilhelm Dörpfeld-Gymnasium“. Ihr persönlich würde es jedoch am besten gefallen, wenn die Statue wieder aufgebaut werde, sagt Demmer.

Egal wie die Empfehlung der Schule ausfällt, die Stadt Wuppertal als Schulträger und Eigentümer der Statue wird ihr folgen. Michael Hoffmann vom städtischen Gebäudemanagement betont jedoch, dass die Statue nicht „im Depot verschwinden“ soll: „Natürlich haben wir ein Interesse daran, dass so ein wertvolles Kunstwerk nicht verkommt.“ Persönlich hätte er die Statue am liebsten gleich nach dem Umsturz wieder aufgestellt, sagt er. Schließlich habe sich jahrzehntelang niemand an dem Kunstwerk gestört.

Sollte sich das Wilhelm-Dörpfeld Gymnaium gegen einen Wiederaufbau seiner Pallas Athene entscheiden, scheint aber schon ein Ersatz-Asyl gefunden zu sein: Das Wuppertaler Von-der-Heydt-Museum. „Das wäre eine mögliche Alternative“, heißt es dazu aus der Stadtverwaltung. Museumsdirektorin Sabine Fehlemann, an den Gesprächen über die Zukunft der Statue beteiligt, war für die taz jedoch nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Fehlemann war erst vor einigen Wochen in die Kritik geraten, weil sie die Rückgabe von drei Raubgemälden aus jüdischen Sammlungen verweigert hatte. KLAUS JANSEN