Ein ungeliebtes Amt

Viel Arbeit, wenig Erfolge: Wer im Landeselternausschuss für Kitas sitzt, braucht Engagement und vor allem Geduld

Der Überraschungskandidat war Robert Podolski – der 39-jährige Vater trat gegen Amtsinhaber Klaus-Dieter Hinkelmann an und gewann in geheimer Wahl mit zwei Stimmen Vorsprung. Der entthronte Hinkelmann verließ mit seinem Gefolge die Bühne. Seit Montag, 21.10 Uhr, hat der Landeselternausschuss Kita (Leak) einen neuen Vorsitzenden. Und keiner weiß es. Das Interesse an der gesetzlichen Vertretung für alle Berliner Eltern mit Kita-Kindern ist gering. Selbst zur Wahl des Vorstands fehlten einige Bezirksvertreter: Lichtenberg gab keine Stimme ab und auch Friedrichshain-Kreuzberg ließ sich nicht blicken. Im Leak sitzen die gewählten Vertreter aus den Bezirken, insgesamt 16 Elternvertreter. Die Bezirkselternausschüsse (BEA) konstituieren sich aus den Elternvertretern der Kitas – sofern diese solche benennen können.

Der Leak soll Mütter und Väter mit dem Senat und dem Abgeordnetenhaus verknüpfen. Laut seiner Satzung will das Gremium für bessere Kitas und für Ganztagsbetreuung bis zum 12. Lebensjahr streiten. Doch Eltern sind offenbar mitbestimmungsmüde – oder misstrauisch gegenüber dem Sprachrohr, das ihnen der Gesetzgeber mit Artikel 15 des Kita-Gesetzes vorgibt. Nicht ganz zu Unrecht: Der Einsatz ist groß, die Wirkung gering. Denn solche Ämter bedeuten Arbeit, und je höher man aufsteigt, umso mehr fällt an. Susanne Wedding ist Elternvertreterin einer Kreuzberger Kita: „Es gab nicht so viele, die das machen würden“, berichtet sie.

Der abgewählte Vorsitzende Hinkelmann saß auf einer ehrenamtlichen Halbtagsstelle. Er listete auf, dass er in seiner Legislaturperiode über 1.000 Stunden für den Leak tätig war. Kein Wunder, dass die Wahl der übrigen Vertreter schleppend voranging. Auch in den Jugendhilfeausschuss des Abgeordnetenhauses wurde ein Vater entsandt. Doch dort, wo große Politik gemacht wird, hat der Leak kein Stimmrecht. Stattdessen greifen die Elternvertreter auf Bürgerengagement zurück. Gegen die Erhöhung der Kitabeiträge reagieren sie mit Boykott, Klage und einer Unterschriftensammlung. Geklagt wird viel, doch bisher nicht vor Gericht. Auch zum Boykott ließen sich bisher nur wenige Eltern bewegen. Auf das Sperrkonto, das der Leak eingerichtet hat, haben rund 80 Eltern die 10 Prozent des Beitrages eingezahlt, die sie dem Senat vorenthalten. In anderen Bezirken soll es besser laufen, Spandau zählt 200 Boykotteure. Allein die Unterschriftensammlung macht Fortschritte. Bis zum 10. April müssen 20.000 Unterschriften vorliegen, und die fehlenden 2.000 hofft der Leak auf der Großdemonstration am 3. April zu sammeln.

Der neue Vorsitzende Robert Podolski ist trotz des nahen Erfolgs skeptisch: „Ein Antrag auf Volksbegehren gegen eine Verwaltungsvorschrift ist unsinnig.“ Podolskis Siegkonzept lautet: Kommunikation statt Aktion. Er will die Eltern durch bessere Information gewinnen. Auch Jugendsenator Klaus Böger (SPD) will er besuchen und sich und den Leak vorstellen. Übung im Reden dürfte Podolski haben – als Unternehmensberater.

ANNA LEHMANN