Kirche im Unfrieden

Alle Jahre wieder – verlässt ein Chor die Friedenskirche

Wie die Bilder sich ähneln: Für den Weihnachtsgottesdienst am 26. 12. ist die „Capella di pace“, der Chor der Friedensgemeinde, noch im Programm, am vierten Advent ist „Weihnachtssingen“ mit dem Chor angekündigt – aber der Chor wird stumm bleiben aus Solidarität mit der erfolgreichen Chorleiterin Stefanie Golisch, die im Unfrieden die Friedensgemeinde verlässt. Obwohl sie an „ihrem“ Chor, den sie in den letzten zwei Jahren aufgebaut hat, hängt.

Der Chor hängt auch an ihr – und geht mit. Vor zwei Jahren war es der Kantor Stefan Reiß, der nach quälenden Auseinandersetzungen mit Pastor Bernd Klingbeil-Jahr zu Weihnachten die Friedensgemeinde verlassen hat. Damals zog der Kinderchor mit aus.

Warum? Gemeindevorstandsmitglied Burghard Frick möchte dazu nichts sagen. Chorleiterin Stefanie Golisch ist Sängerin von Beruf, Kirchenmusik ist für sie ein Hobby und eine „Herzensangelegenheit“. Da möchte sie sich nicht permanent mit Gemeindestrukturen auseinander setzen. Die Auseinandersetzung mit der Gemeinde „hat mich mehr Nerven gekostet als meine Arbeit am Theater“, sagt sie. Zuletzt sei ihr die Halbierung des ohnehin kargen Honorars angekündigt worden. Da zog sie Konsequenzen: „Ich nehme meinen Hut und gehe.“ Wenn der Chor möchte, wird sie ihn weiter leiten – außerhalb der Kirchenmauern, „selbstverständlich“, denn sie liebt ihren Chor.

Der Chor geht mit – „weil wir mit ihr singen wollen“, sagt Sigrun Wagner, seit vielen Jahren Mitglied im Chor, schon vor Stefanie Golisch. Sie will auch aus der Gemeinde austreten. „Der Pastor ist eine dominante Persönlichkeit, er mag eher angepasste Typen“, so fasst sie den Kern des Konfliktes aus ihrer Sicht zusammen.

Genau vor zwei Jahren ist der Kantor Stefan Reiß gegangen, der Hintergrund war derselbe. Der Kinder- und Jugendchor ging mit – die Eltern gründeten einen Trägerverein, weil sie wollten, dass ihre Kinder weiter mit Stefan Reiß singen. Einigen Mitgliedern des Chores „Capella di pace“ ist die Geschichte von Stefan Reiß gut bekannt. Sie suchen derzeit einen freien Raum, in dem sie musikalisches „Asyl“ bekommen.

„Die Friedensgemeinde ist um 800 Euro im Jahr reicher und um 40 Sänger ärmer“, sagt Sigrun Wagner bitter. Wie war die Reaktion der Gemeinde oder des Pfarrers auf die Kündigung? „Es gab keine Reaktion. Kein Anruf, keine Nachfrage, nichts.“

Und so will der Chor am 17. 12. (19.30 Uhr) in der Rembrandtstraße mit einem „Straßenkonzert“ seinen Abschied von der Friedensgemeinde feiern. KAWE