Selbstlos?

Sechs Forderungen: Das SPD-Kulturforum macht sich für Museen und Freie Szene stark

Die Skepsis gegenüber einem „Allheilmittel Kulturhauptstadt“ ist berechtigt

In sieben Jahren könnte Kulturhauptstadt sein, in drei Tagen ist Wahl und Bremen hat ein „SPD-Kulturforum“. Die Summe dieser Umstände ist ein neues Grundsatzpapier.

Und das präambelt: „Bei aller Begeisterung [für das Projekt Kulturhauptstadt] ist die Sicherung des kulturellen Grundangebots nicht zu vernachlässigen.“ Die Skepsis gegenüber einem „Allheilmittel Kulturhauptstadt“ ist berechtigt. In Weimar, das als Titelträgerin des Jahres 1999 dezidiert auf „Hochkultur“ gesetzt hatte, gibt es heute große Schwierigkeiten – auch das gern zitierte Glasgow (1990 am Zuge) hat seine Kulturfinanzierung um zehn Prozent zurück gefahren – im Vergleich zur Ausstattung vor dem Kulturhauptstadtsjahr.

Gründe genug, inhaltliche Pflöcke einzuschlagen für die am 26. Mai beginnenden Verteilungskämpfe. Die zentrale Forderung des Forums: ein dreigleidriges Finanzmodell. Die Grundausstattung der Einrichtungen soll mit drei Jahre geltenden Kontrakten abgesichert werden, dazu kämen ein Projektfonds und einer für Innovationen.

Ein weiteres „must“ aus SPD-Sicht: Der Erhalt der „fachlichen Spartenbetreuung“ in der Kulturverwaltung. Diese sei „über Jahre ausgeblutet“ worden, sagt Carmen Emigholz, kulturpolitische Sprecherin der Partei. Renate Heitmann von der Shakespeare Company bestätigt: „Wir brauchen in der Verwaltung kompetente Gegenüber. Aber hauptsächlich werden wir damit beschäftigt, unglaublich viele Excel-Tabellen für die kmb [Kultur Management Bremen] auszufüllen“ – ohne dass daran eine inhaltliche Diskussion gekoppelt sei.

Das Forum will jetzt „die verbindliche Festlegung“ eines Profils. Emigholz: „Wir fordern nicht einfach mehr für alles.“ Man hat sich auf die „Schwerpunktförderung“ von Museen und Freier Szene festgelegt. Entsprechend viele Museums-VertreterInnen kamen zur jüngsten Forumsversammlung. Kunsthallen-Direktor Wulf Herzogenrath etwa nutzte den Rückenwind und verwies auf die fehlende Absicherung von Öffentlichkeits- und pädagogischer Arbeit für sein Haus mit Ablauf des Jahres, während „Musikfest“ und Goetheplatztheater bis 2006 beziehungsweise 2007 versorgt seien. Kai Kähler vom Bremerhavener Kunstverein (der mit seinem jüngsten Warhol-Erfolg gerade erste Gehversuche in den riesigen Van Gogh-Fußstapfen der großen Schwester macht) und Beate Manske vom Wagenfeld-Haus waren sich einig, dass mit einem Bruchteil der in Bremen „für Gutachten verschleuderten Gelder“ die Szene für Jahre beglückt werden könne.

Mit wie wenig Geld kulturelle Breitenarbeit geleistet werde, erläuterte Jürgen Barre vom Bürgerhaus Obervieland. Dort engagieren sich 158 Ehrenamtliche. Die Achse zur innerstädtischen „Hochkultur“ bilden Aktionen wie der „Blaue Reiter für arme Leute“. Derartige „wohnortnahe niedrigschwellige Kulturangebote“ tauchen ebenfalls im SPD-Förderkonzept auf.

Übrigens würden sich alle Beteiligten (abgesehen wohl von Carmen Emigholz), wie sie auf Nachfrage erklärten, auch auf einem CDU-Kulturforum einbringen. Nur – es gebe keines. HB