Willkürliche Grenze zu Affen

betr.: „Affen-Beratung“, taz v. 12. Dezember

(…) Wie schlimm diese Art der Forschung für die Makaken ist, wird unterschiedlich bewertet. Dabei betont der Affenforscher Kreiter immer wieder, dass die Tiere freiwillig bei den Experimenten mitmachen und verwertbare Ergebnisse auf andere Weise auch gar nicht zu erlangen seien. Aber haben die Tiere eine Wahl? Wem Flüssigkeit erst verweigert und nur dann tropfenweise zugestanden wird, wenn er die Aufgaben im Experiment richtig erledigt, wird versuchen, die Anforderungen zu erfüllen. Als „freiwillig“, also aus freien Stücken ohne äußeren Druck und inneren Zwang, kann man dieses Verhalten jedenfalls nicht bezeichnen.

Natürlich ist auch das, was wir Menschen anderen Tieren zumuten, äußerst problematisch, so zum Beispiel die extrem artwidrige und tierquälerische Haltung vieler so genannter Nutztiere oder Versuche an Tieren anderer Arten als Affen. (…) Doch soll jeder Missstand nur deshalb nicht in Frage gestellt werden dürfen, weil es auch andere Missstände gibt? (…)

Wir wissen heute, dass Affen – und zwar auch Makaken und nicht nur die im menschlichen Bewusstsein weitaus präsenteren Menschenaffen – besondere Fähigkeiten haben, nicht nur, was Intelligenz oder die Fähigkeit, Werkzeuge zu benutzen, betrifft. Affen haben ein komplexes Gefühlsleben, sie können Freude, Trauer, Neid und Eifersucht empfinden, aber auch Einfühlungsvermögen und Selbstlosigkeit entwickeln – Eigenschaften, die bis vor wenigen Jahren lediglich Menschen zugeschrieben wurden. Wir müssen also erkennen, dass die selbst gezogene Grenze zwischen Mensch und Affe willkürlich und damit nicht haltbar ist. (…)KURT SIMONS, Aachen (Vorsitzender des Bundesverbandes Menschen für Tierrechte)