Halle voll, Kasse leer

Wirtschaftlicher Weitblick führt dazu, dass der THW Kiel nur 180 Karten für das Spiel beim Nordrivalen HSV erhält

hamburg taz ■ Um die Hamburger Color Line Arena zu füllen, musste sich Manager Dierck Schmäschke von den Handballern des HSV monatelang den Kopf zerbrechen. Wollten doch zu Beginn der Saison höchstens 3.500 Zuschauer die Bundesliga-Spiele des derzeitigen Tabellenfünften beobachten. Das war Schmäschke, der von der SG Flensburg-Handewitt kam, nicht gewohnt. Er überlegte – und prompt füllte sich die Halle.

Vor dem Spiel gegen den Nordrivalen THW Kiel am Samstag stellt sich nun allerdings die Frage, zu welchem Preis die Halle gefüllt wird. In der vergangenen Saison kamen knapp 2.000 Kieler Fans in die Arena. Dieses Jahr hat der HSV ganze 180 Karten nach Kiel geschickt. Ein Kontingent, das nicht einmal ein Zehntel der Nachfrage deckt. Alles ausverkauft, sagt Schmäschke, der sich auch über den inzwischen blühenden Schwarzmarkt ärgert. „Da kaufen Leute große Kontingente und verkaufen sie vor der Halle.“ Das ist aber nur ein Teil der Wahrheit.

Um die Arena zu füllen, hat der HSV selbst zahlreiche Karten an Sponsoren wie das Autohaus Köster veräußert, die sie wiederum via Boulevardzeitungen für 10 Euro weitergeben. Dieser institutionalisierte Schwarzmarkt füllt dem HSV zwar die Halle, aber kaum die Kasse.

„Wir könnten 1.000 Karten verkaufen“, heißt es heute in der Geschäftsstelle der Kieler Gäste. Schmäschke entgegnet den Vorwürfen, zuwenig Karten bereitzustellen, mit dem Hinweis, dass sich „ja auch Kieler Fans im Autohaus Köster Karten kaufen können.“ Was nichts anderes bedeuten soll, als dass es Karten im freien Verkauf auch für Anhänger des Meisterschaftsaspiranten von der Förde gegeben haben soll. „Ich glaube, dass trotzdem 1.500 Kieler kommen werden“, so Schmäschke.

Eines hat der HSV mit seinem Kartenspiel in jedem Fall erreicht. Die ohnehin angespannte Atmosphäre zwischen den beiden Spitzenclubs aus dem hohen Norden wurde noch zusätzlich angeheizt. Oke Göttlich