WERBEPAUSE: LAVAZZA UND DIE WÖLFIN

Nein, man muss Kinder nicht mögen, um diese beiden mehr als minderjährigen Romulus- und Remus-Darsteller zu bemitleiden. Dabei hat die aktuelle Kampagne des italienischen Espresso-Herstellers Lavazza alles, was eine unanständige Print-Anzeige braucht: Einen werthaltigen Anhauch der Geschichte (Rom! Das Colosseum!), einen reizenden Mythos (die säugende Wölfin) sowie, angesichts der abgebildeten Psychopathin mit zu viel Cayal um die Augen und Schmiere im Haar, eine nicht unbeträchtliche Portion Sexismus. Was neuerdings aber offensichtlich zu modernen Anzeigenmotiven dazugehört, das ist eine ausgewachsende kognitive Dissonanz: Wo bei der Original-Wölfin die Zitzen baumeln, ist beim hier abgebildeten weiblichen Ersatzsäugetier alles vorschriftsmäßig verschnürt – es ist also kein Rankommen für die beiden Säuglinge. Schlimmer noch ist der offene Koffeingenuss der Rabenmutter im Wolfspelz, denn das gibt schaf- bzw. schlaflose Nächte! Und so grübelt man und grübelt, wie uns Lavazza eigentlich früher seine Plörre verkauft hat. Mit George Clooney, fotografiert von Annie Leibowitz! Wir lernen: Es geht immer billiger. FRA