Al-Sistani boykottiert UN

Schiitischer Großajatollah will bei der Wahlorganisation nicht helfen, da UNO die Übergangsverfassung anerkennt

NADSCHAF/BAGDAD dpa ■ Großajatollah Ali al-Sistani will mit den UN-Experten nicht zusammenarbeiten, die im Irak bei der Bildung einer Übergangsregierung und der Organisation von Wahlen helfen sollen. Das teilte ein Sprecher des schiitischen Geistlichen gestern in Nadschaf mit. Der provisorische Regierungsrat begrüßte dagegen die Entscheidung der Vereinten Nationen, die Iraker bei der für Ende Juni geplanten Machtübergabe zu unterstützen.

„Al-Sistani wird die Arbeit des UN-Teams boykottieren, das den Irak demnächst besuchen soll, um bei der Bildung einer provisorischen irakischen Regierung zu helfen, es sei denn, die Weltorganisation lehnt die Übergangsverfassung doch noch ab“, sagte al-Sistanis Sprecher weiter.

Al-Sistani befürchte, dass mit der Unterzeichnung der Übergangsverfassung Fakten geschaffen werden sollten, die sich bei der Formulierung der endgültigen Verfassung nicht mehr rückgängig machen lassen und zu einer Spaltung des Landes führen könnten. US-Zivilverwalter Paul Bremer hat angekündigt, über die endgültige Verfassung werde spätestens am 15. Oktober 2005 landesweit abgestimmt.