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: Witze und Humor

Fährt ein Dummhausener in den verdienten Urlaub. Im Hotel schaut er in den Spiegel, nimmt ihn ab, schickt ihn seinen Eltern mit der Post und schreibt: „Liebe Eltern, im Hotel ist es sehr nett. Sie haben sogar ein Bild von mir aufgehängt.“ Nimmt der Vater den Spiegel und sagt: „Unser Sohn ist aber alt geworden.“ Guckt die Mutter hinein und sagt: „Kein Wunder, wenn er mit so einer hässlichen Frau zusammen ist.“

Wenn Kinder Witze erzählen, hat man als Erwachsener zwei Möglichkeiten: Man lacht und lügt, oder man ist ehrlich und gähnt. Wenn man gähnt, ist der Ofen gleich aus. Wenn man lacht, freut sich das Kind und erzählt noch einen. Beides ist gleichermaßen schrecklich. Denn wenn es etwas gibt, was Erwachsene und Kinder voneinander trennt, dann ist es der Humor. Kinder haben nämlich keinen. Dumm nur, dass sie offenbar das Gleiche von den Erwachsenen denken.

Manchmal frage ich mich, ob die Dummhausener-Ostfriesen-Klein-Fritzchen-Phase eigentlich Teil der kindlichen Humorentwicklung ist oder ob sie bereits deren Ende markiert. Ich tendiere zwar zu Letzterem, aber für den Fall, dass es doch noch einen Weg von Dummhausen zu Harald Schmidt gibt, versuche ich schon mal, die Humorentwicklung durch witzige Bücher günstig zu beeinflussen. Das hat den Vorteil, dass man selber wenigstens seinen Spaß beim Vorlesen hat.

Mein Favorit in diesem Frühjahr ist jedenfalls das „Handbuch für Görenbesitzer“, eine Art bebilderte Gebrauchsanweisung, in der man alles erfährt, was für so eine Anschaffung wichtig ist: welchen Kraftstoff Gören brauchen, wie Aufhängung, Steuerung und Verkabelung funktionieren, wie man seine Gören warten muss, damit sie länger halten, und wie man den Wiederverkaufspreis stabil halten kann.

Ziemlich amüsiert habe ich mich auch über Lauren Childs Figur Clarice Bean (ach ja, die Engländer haben’s doch einfach drauf). Clarice ist zwar kein Einzelkind, aber manchmal wäre sie gerne eins. Sechs Leute in einer Familie sind schließlich zu viel, manchmal jedenfalls. Denn Clarice weiß, was sie will, und das ist selten das, was ihre Eltern oder ihre Lehrerin, Mrs. Wilberton, auch wollen. Mrs Wilberton hat eine grantige Gansstimme und interessiert sich für Ballett. Clarice interessiert sich für Ruby Redford, eine Geheimagentin, die im lila Hubschrauber durch die Gegend fliegt und Menschenleben rettet. Ausgeschlossen, dass die beiden je zueinander finden. So viel Unverständnis und böse Worte ohne irgendeine Chance auf Ausgleich– das ist doch mal was anderes als diese ewigen Am-liebsten-wären-wir-alle-Pisa-Sieger-Bücher.

Man ist zurzeit für jedes Buch dankbar, das die grassierende Görendressur mal ein bisschen auf den Kopf stellt. Und siehe da: Witzig ist das dann fast automatisch. Zum Beispiel in der Geschichte von Sultan und Kotzbrocken, einer wunderbaren Lobpreisung der Faulheit. Denn der faule Sultan kann zwar rein gar nichts, weil sein Diener Kotzbrocken und ein Harem mit hundert Frauen ihn von vorne bis hinten bedienen. Irgendwann denkt der Sultan natürlich, nur so rumsitzen, das ist doch langweilig. Zur Abwechslung will er auf eigene Faust und eigenes Risiko hinaus in die Welt. Aber als Sultan und Kotzbrocken schließlich für einen Tag die Rollen tauschen, da merkt der Sultan schnell, wie gut es sich als reicher und mächtiger Faulsack lebt. Aber vielleicht muss man einfach schon ein paar Jahre als (Lohn-)Diener verbracht haben, um darüber lachen zu können. ANGELIKA OHLAND

Babette Cole: „Handbuch für Görenbesitzer (oder Wie Kinder funktionieren)“. Aus dem Englischen von Nicola T. Stuart. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2004, 12,90 Euro Lauren Child: „Durch und durch Clarice Bean“. Aus dem Englischen von Gabriele Haefs. Carlsen Verlag, Hamburg 2004, 189 Seiten, 12 Euro Claudia Schreiber: „Sultan und Kotzbrocken“. Mit Illustrationen von Sybille Hein. Hanser Verlag, München 2004, 85 Seiten, 13,90 Euro