Gesellschaft ist gewaltbereiter

Weniger Straftaten, „Rekordwert“ bei der Aufklärung. Dennoch gab es in Niedersachsen im vergangenen Jahr mehr Kinderpornografie und Körperverletzungen

Hannover taz ■ Man könnte fast meinen, die neue Landesregierung sei für die gesunkene Zahl an Straftaten in Niedersachsen verantwortlich. Wohl nicht zuletzt deshalb geriet Innenminister Uwe Schünemann (CDU) die gestrige Vorstellung der Kriminalstatistik zur PR-Veranstaltung in eigener Sache. Er sei, so der Minister, höchst erfreut, weil es 2003 im Vergleich zum Vorjahr 2,4 Prozent weniger Delikte gegeben habe als 2002 – insgesamt gut 593.000. Gleichzeitig habe sich die Aufklärungsquote leicht auf 53,5 Prozent erhöht und damit einen neuen „Rekordwert“ erreicht, sagte Schünemann.

Allerdings verzeichnete er auch einen starken Anstieg im Bereich von Kinderpornografie und Körperverletzung. Grund dafür seien vor allem ein “sensibilisierteres Anzeigeverhalten der Bevölkerung und verstärkte Ermittlungen der Polizei“. Insgesamt zeige sich, dass „die Gesellschaft gewaltbereiter geworden ist“, sagte Schünemann.

Seit 1994 hat sich die Zahl der Gewaltdelikte in Niedersachsen von 38.000 auf gut 60.000 im Jahre 2003 gesteigert. Während die Zahl rechtsextremer Taten im vergangenen Jahr von 1.473 auf 1.246 sank, bereitet die Entwicklung linksextremer Gesetzesbrüche Schünemann Sorgen: Die Zahl erhöhte sich auf 636 (2002: 563). “Erschreckend oft“ werde dabei Gewalt angewendet, sagte der Minister, immer öfter auch „gegen die eingesetzten Polizeibeamten“. ksc