Krabbeln auf dem Campus

Für die Söhne und Töchter von Studierenden gibt es 130 Plätze in Kindertagesstätten. Nahe der Universität bietet die „Kinderkiste“ Betreuung auf dem Spielplatz – mit „familiärer Atmosphäre“ und ohne Kita-Gutschein-Pflicht

von Kristin Jankowski

Die große Schaukel im Garten ist der begehrteste Platz. Drei Jungs sitzen auf ihr und rufen immer wieder: „Doller, schneller.“ Hinter den Kleinen steht Andrea Seinwill und passt auf, dass keiner von der Schaukel fällt. „Für die Kinder ist es toll, dass wir die meiste Zeit draußen verbringen“, sagt sie. Andrea Seinwill ist Erzieherin und kümmert sich auf einem betreuten Spielplatz im Stadtteil Rotherbaum um den Nachwuchs der Studierenden, die nur ein paar Schritte entfernt auf dem Campus der Universität ihren Vorlesungen und Seminaren folgen.

In Hamburg haben zehn Prozent der Studierenden Kinder. Für sie bietet das Studentenwerk insgesamt 130 Plätze in Kindertagesstätten. Studierende Eltern haben grundsätzlich Anspruch auf Bewilligung eines Kita-Gutscheins. Den benötigen sie, um einen Platz für ihren Nachwuchs etwa in den Kitas des Studentenwerks in der Bornstraße 2 und in der Hallerstraße 58 zu bekommen.

Anders ist das in der „Kinderkiste“: In der Villa mit Garten an der Johnsallee 68 betreut Andrea Seinwill zusammen mit einer Kollegin und zwei studentischen Aushilfen derzeit 18 Jungen und Mädchen. Für einen der Plätze brauchen Eltern keinen Gutschein, sondern können gegen einen zweistelligen Monatsbeitrag ihre Sprösslinge direkt anmelden.

Denn bei der Kita handelt es sich um ein Sonderförderprojekt, das aus drei Etats zugleich gespeist wird: Das Jugendamt zahlt drei Gehälter, während das Studentenwerk für die Organisation aufkommt und der Allgemeine Studierendenausschuss (AStA) der Uni das vierte Gehalt übernimmt.

Erzieherin Seinwill ist „eine familiäre Atmoshpäre“ wichtig und, wie sie betont, „dass auch die Eltern mal ihr Herz ausschütten können. Manchmal sind wir wahre Seelsorger“, berichtet die 35-Jährige. In der „Kinderkiste“ werden Jungen und Mädchen im Alter zwischen eineinhalb und fünf Jahren betreut. „In den Semesterferien finden auch bis zu Siebenjährige bei uns einen Platz“, verspricht Betreuerin Seinwill.

Anders als die meisten kleinen Gäste interessiert sich Johanna kein Stück für die Schaukel. „Dafür bin ich noch zu klein, aber wenn ich einmal größer bin, dann kann ich das auch“, erzählt sie selbstbewusst, schnappt sich ein Laufrad und rollt davon. Pädagogin Seinwill guckt dem Mädchen nach und sagt: „Die Kinder spielen sogar bei Regen und kaltem Wetter am liebsten draußen.“

Im nächsten Jahr steht allerdings ein Umzug an: Die alte Villa soll verkauft werden. Damit die „Kinderkiste“ weiter existieren kann, suchen das Studentenwerk und die Universität bereits jetzt nach einer neuen Unterkunft.

Geöffnet ist die „Kinderkiste“ montags bis freitags von 9 bis 14 und nach Bedarf zweimal wöchentlich zusätzlich von 14 bis 17 Uhr. Informationen gibt es unter der Telefonnummer 45 03 65 46.