Neuer Mix

Hochschulen stellen immer mehr Studiengänge auf das Bachelor-Master-System um. Streit um Quote

„Eine Quote, die nur wenige zum Master zulässt, ist leistungs- und wettbewerbswidrig“

Von EVA WEIKERT

Bis 2010 sollen europaweit vergleichbare Bachelor-Master-Studiengänge eingeführt werden. Darauf einigten sich die europäischen Länder in der Hoffnung auf verkürzte Studienzeiten, mehr Absolventen und höhere Mobilität. In Hamburg gehen die Hochschulen die Umstellung ihrer Diplom- und Magisterstudiengänge jetzt verstärkt an, nachdem die Wissenschaftsbehörde sie zur flächendeckenden Etablierung des neuen Systems bis 2009 verpflichtet hat.

Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) dringt auf ein Bachelor-Modell, das im ersten Studienjahr ein fächerübergreifendes Lehrangebot bietet. Studierende sollen es nutzen, um frühzeitig die eigene Befähigung auszuloten. Mit einem disziplinären Studium erst ab dem zweiten Jahr hofft der Senator, die Abbrecherquote zu mindern. Als Regelstudienzeit sind für den Bachelor sechs und den Master vier Semester vorgesehen. Der Bachelor stellt, so ein Beschluss der Kultusministerkonferenz, als „erster berufsqualifizierender Abschluss“ künftig den Regelabschluss dar.

An der Universität sollten bis zum Herbst bis zu 30 Prozent der 184 Studiengänge umgestellt sein. „Wir schaffen es nicht einmal, einen einzigen Studiengang bis dahin umzustellen“, räumt Vize-Präsident Holger Fischer ein. Zwar gibt es an der Hochschule bereits den Bachelor, er ist aber in die traditionellen Studiengänge integriert. Jetzt müssen alle Studiengänge auf ihre Inhalte überprüft und die Studienordnungen neu geschrieben werden. Ausgenommen sind noch die Staatsexamens-Studiengänge, für welche die Behörde auf eine Richtlinie der Kultusministerkonferenz wartet.

Für die Bachelor-Studiengänge verspricht Fischer „eine völlig neue inhaltliche Mischung und eine straffere Organisation“. Die wissenschaftliche Orientierung werde gemindert und der Praxisbezug gestärkt. Angedacht sind pflichtmäßige Berufspraktika. Zudem wird verstärkt Wert auf allgemeinere Fähigkeiten wie Präsentations- und Schreibkompetenz gelegt. Zum Sommersemester 2005, kündigt Fischer an, werde die Uni „auf einen Schlag deutlich über 50 Prozent aller Studiengänge umstellen“. In einer mehrjährgen Übergangsphase würden Lehrveranstaltungen für das alte und neue Systeme parallel angeboten.

Viele Studierende sorgen sich derweil um die Verlässlichkeit ihres einst gewählten Studienganges. Fischer sagt: „Wir garantieren allen Eingeschriebenen, nach den jetzigen Prüfungsordnungen zu Ende studieren zu können.“ Die Uni begrüße aber den Wechsel ins neue System und versuche, ihn ohne Verlust von Scheinen zu ermöglichen.

Etablierter als an der Uni ist das neue System an Hamburgs zweitgrößter akademischer Lehrstätte: Die Hochschule für Angewandte Wissenschaften (HAW) ist seit fünf Jahren dabei, ihre 47 Studiengänge kontinuierlich umzustellen. Von den bisher 21 neuen Studiengängen ist bereits ein Teil akkreditiert, also nach dem European Credit Point System bewertet worden, um dann von speziellen Akkreditierungsagenturen anerkannt zu werden. Einen Konflikt gibt es mit Dräger aber über die Anzahl der Masterstudiengänge, die die HAW haben darf.

Zwar verzichtete Dräger nach massivem Protest in seinen Leitlinien zur Hochschulpolitik auf eine Quote, die nur wenigen das vertiefende Masterstudium ermöglichen sollte. Experten warnen jetzt aber davor, dass die Quote indirekt eingeführt werde. Denn finanziert werden die Hochschulen künftig nach Absolventenzahlen, wobei der kürzere Bachelor maßgeblich ist. Das HAW-Präsidium rügt, eine solche Quote sei „leistungs- und wettbewerbswidrig“. Die Uni sieht das ähnlich. „Wir wollenkeine Quote“, so Vize-Chef Fischer. Statt dessen solle die Fortsetzung des Studiums zum Master von der Qualität des Bachelors abhängig gemacht werden.