flughafen schönefeld
: Der Plan B fehlt

Endlich! Endlich ist das Gezerre um die Privatisierung des künftigen Single-Airports in Schönefeld vorbei. Keine Investoren mehr, die sich gegenseitig bis aufs Messer bekämpften und am Ende Angebote präsentierten, die schlicht unakzeptabel waren – nach dem Motto: Ihr die Risiken, wir die Gewinne! Auf solche privaten Geldgeber kann Berlin gerne verzichten.

Kommentar von RICHARD ROTHER

All dies war aber schon vor Monaten klar. Dass die endgültige Entscheidung erst gestern verkündet wurde, wirft einen Lichtstrahl auf ein weiteres unangenehmes Detail: Denn offenbar blättert die öffentliche Hand Millionen dafür hin, dass die netten Investoren freiwillig darauf verzichten, das Projekt durch langwierige Schadenersatzprozesse zu verzögern und zu gefährden.

Jetzt ist ein – teuer bezahlter – Schnitt gemacht. Wenn die Flughafeneigner nicht völlig über den Tisch gezogen wurden, war dieser Schnitt wahrscheinlich das Beste, was herausgeholt werden konnte. Denn das ganze Privatisierungs-Hickhack ist auf die größenwahnsinnige Entscheidung Mitte der 90er-Jahre zurückzuführen, ein solches Infrastruktur-Großprojekt zu 100 Prozent privat zu stemmen – ein bisher einmaliges Vorhaben in Deutschland.

Insofern ist das Scheitern auch eine Chance. Denn gescheitert ist nicht die volks- und betriebswirtschaftlich sinnvolle Idee, drei Berliner Provinzflughäfen durch einen modernen und ausbaufähigen Airport außerhalb der Stadt zu ersetzen, sondern deren private Umsetzung. Nebenbei bemerkt: Am Stadtrand leiden – so unangenehm es für die Betroffenen ist – weit weniger Menschen unter dem Fluglärm als in Wedding, Pankow oder Neukölln.

Unbefriedigend ist aber: Nach dem längst absehbaren Scheitern der Privatisierung konnte der Senat auch gestern keinen Plan B aus der Tasche ziehen. Einen Plan, der die entscheidenden Fragen beantwortet: Wie groß muss nach 11. September und SARS ein neuer Flughafen überhaupt noch sein? Und: Wie teuer wird das Ganze und wer finanziert es?