Topographie: Bauverwaltung hofft wieder

Strieder will Weiterbau des NS-Dokumentationszentrums 2004. Zumthor plant 11.000 Knoten weniger. CDU: Märchen

Über den geplanten Neubau auf der „Topographie des Terrors“ kursieren seit Jahren nur noch die Termini „Skandal“, „Architekturpleite“ oder „Bauruine“. Seit gestern spricht man in der Bauverwaltung wieder von einem „Projekt der Hoffnung“, soll doch der Bau des Architekten Peter Zumthor noch eine letzte Chance auf Fertigstellung erhalten.

Die Botschaft höre man gern, sagte dazu Bundestags-Vizepräsident Norbert Lammert (CDU) noch am Mittwoch auf einer Veranstaltung zum Thema. Allein ihm fehle der Glaube in Anbetracht der unzähligen Ankündigungen zum Weiterbau und ebenso unzähligen Baustopps, die das NS-Dokumentationszentrum seit 1993 erfahren habe. Auch der derzeitige Stillstand auf dem Areal gegenüber dem Preußischen Landtag sei „ein Dokument administrativer Inkompetenz im Baumanagement des Senats“, kritisierte Lammert. Er könne sich kaum vorstellen, dass selbst nach den jüngsten Aussagen von Bausenator Peter Strieder (SPD) die spektakuläre Architektur – von der bis dato nur drei Treppentürme stehen – bis 2007 realisiert werden würde.

Strieder indessen bleibt bei seinem Vorstoß. Er bestätigte gestern Äußerungen von Senatsbaudirektor Hans Stimmann, Zumthor habe die Konstruktion für das Bauwerk vereinfacht und somit die Voraussetzungen für ein kostengerechtes Bauen ab 2004 geschaffen. Strieder äußerte sich im Landtag erleichtert darüber, dass nach langwierigen Gesprächen eine Einigung mit Zumthor gelungen sei. Es sei nun wahrscheinlich, mit den fixen Mitteln von 38 Millionen Euro die Topographie bauen zu können. Nach der Insolvenz der Baufirma im Jahr 2000 und neuen Angeboten anderer Firmen in diesem Jahr war klar, dass die Kosten nicht zu halten sind.

Der Schweizer Architekt werde seine Änderungen bis zum Sommer vorlegen, so Strieder. Dazu gehörten eine simplere Deckenkonstruktion, ein geringerer technischer Aufwand für den Stabwerksbau und eine Reduktion von 17.000 auf 6.000 „Knoten“, welche die Stabwerksfassade stabilisieren. Trotz der Zugeständnisse bleibe Zumthors Handschrift erhalten. Es sei weiterhin eine „erstklassige Architektur“, betonte der Senator. „Für Deutschland ist es wichtig, dass wir dieses Projekt endlich verwirklichen.“

Ob sich die Hoffnungen Strieders erfüllen, 2004 den Wiedereinstieg anzuvisieren, hängt dennoch von mehreren Unbekannten ab. Zunächst muss Zumthor seine Umplanungen vornehmen. Danach ist die Bauverwaltung gefordert, diese bis zur Sommerpause zu prüfen. Erst anschließend, so Stimmann, könnten wieder Ausschreibungen für den Rohbau an Betonunternehmen ausgelobt werden. Danach werde man sehen, ob diese im Rahmen des Budgets blieben. Der Bund trägt von den Kosten der Topographie weiterhin die Hälfte. ROLA