hamburg heute
: „Die Banken haftbar machen“

Finanzfachleute diskutieren über die Kluft zwischen Profit und Nachhaltigkeit bei Banken

taz: Herr Reifner, warum können die Finanzmärkte nicht profitabel und nachhaltig sein?

Udo Reifner: Das können sie. Aber nicht, solange Banken bei einem wirtschaftlichen Nullwachstum Eigenkapitalrenditen von 25 Prozent einfahren.

Fehlt den Bänkern Ethos?

Sie frönen einer bestimmten Sichtweise. Die können Sie unethisch nennen, aber wir haben sie begünstigt, indem wir erlaubten, dass die Banken Geld für die Vermittlung von Krediten bekamen. Auch hat niemand geprüft, ob die Beziehung zwischen Kreditgeber und -nehmer intakt war. Stattdessen wurde ein Anleger für den anderen betrogen. Und die Banken haben Risiken abgespalten: Statt sie zu versichern, haben sie Spiel und Wette daraus gemacht. Das ist die logische Konsequenz des Systems. Die meisten Bänker haben nur noch Modelle im Kopf.

Wie lässt sich das ändern?

Die Frage ist ja: Ist es möglich, in einer Struktur, die mich permanent dafür belohnt, dass ich etwas falsch sehe, Menschen zu erziehen? Kaum. Wir müssen die Mechanismen so ändern, dass es für Bänker nützlich ist, darauf zu achten, dass jeder, der einen Kredit bekommt, ihn produktiv verwenden kann.

Das hieße konkret?

Wir brauchen rechtliche Regeln. Es wäre zum Beispiel wichtig, dass eine Bank dafür haftet, dass sie eine Kredit vergeben hat, in dessen Folge ein Unternehmen insolvent wird. INTERVIEW: PS

Podiumsdiskussion zur Zukunft der Finanzmärkte: 18 Uhr, Uni-Hauptgebäude, Edmund-Siemers-Allee 1, Hörsaal B

UDO REIFNER, 60, Professor für Wirtschaftsrecht.