Der große Puff-Bluff

Das Wandsbeker Bezirksamt verneinte Gerüchte über einen Mega-Puff und verheimlichte gleichzeitig den Bau eines kleineren Bordells ein paar Straßen weiter. Die SPD-Opposition in der Bezirksversammlung wittert einen Skandal

Gelogen hat das Bezirksamt Wandsbek nicht wirklich, als es in der vergangenen Woche auf die taz-Anfrage nach einem Großbordell am Friedrich-Ebert-Damm antwortete, dass bislang kein derartiger Bauantrag gestellt wurde. Allerdings sickerte nun durch, dass die Behörde anscheinend doch ein wenig die Wahrheit verdreht hat.

Denn es liegt sehr wohl ein Genehmigungsbescheid für ein Bordell in Wandsbek vor – nur eben nicht am Friedrich-Ebert-Damm, sondern in der nahe gelegenen Angeburger Straße. Das betreffende Etablissement soll denn auch nicht, wie vermutet, 300 Prostituierte beherbergen, sondern lediglich 19. Die SPD-Fraktion in Wandsbek wittert nun einen „Großbordell-Skandal“ und beantragt eine Sondersitzung der Bezirksversammlung.

Fraktionsvorsitzender Thomas Ritzenhoff wirft dem Bezirksamt vor, „wissentlich eine falsche Pressemitteilung verschickt“ zu haben. Für Uwe Lohmann, den stellvertretenden Fraktionschef der SPD, ist dieser Vorgang nicht nur skandalös, „auch der geplante Standort dieser Einrichtung“ sei „denkbar ungünstig“. Seine Fraktion kündigte am Montag an, auf der beantragten Sondersitzung der Bezirksversammlung Akteneinsicht und eine Änderung des Baurechts zu beantragen.

Im Dezernat für Wirtschaft, Bauen und Umwelt des Wandsbeker Bezirksamtes prallt die Kritik der SPD ab. Das angeblich geplante Großbordell und das bereits genehmigte, kleinere Bordell seien schließlich zwei völlig verschiedene Sachen, teilte eine Sprecherin am Montag mit. Für letzteres liege bereits seit Juli ein Genehmigungs-Vorbescheid vor.

Einer endgültigen Genehmigung stehe aber nichts im Wege, schließlich sei die Verwaltungsbehörde rechtlich gebunden. Das beantragte Bordell entstünde zudem in einem Gewerbegebiet und das sei dort wiederum zulässig, so die Sprecherin. Außerdem habe der zukünftige Betreiber versprochen, in dem 19-Betten-Haus nur zehn Frauen gleichzeitig zu beschäftigen. Von einem Großbordell könne da also nicht die Rede sein.

Die Tatsache, dass die Genehmigung des kleineren Bordells im Gerüchteschatten des so genannten Mega-Puffs unterging, erklärt die Sprecherin mit dem Datenschutz. „Wir durften also nichts sagen“, sagte sie.

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