RheinEnergie verwirft die Playoffs

Basketball-Bundesligist RheinEnergie Köln hat mal wieder in der Köln-Arena verloren. Das 90:92 gegen den ungeliebten Nachbarn und direkten Konkurrenten aus Leverkusen gefährdet die Playoff-Teilnahme

KÖLN taz ■ Heimo Förster war enttäuscht: „Och“, sagte der Trainer des Basketball-Bundesligisten Bayer Giants Leverkusen, „schade, dass es hier kein Kölsch gibt.“ Und so schenkte sich der fröhliche Rheinländer am Samstagabend auf der Pressekonferenz in der Kölnarena, mit leicht angewidertem Gesicht, ein Glas Wasser ein. Ansonsten hatte der 39-Jährige nach dem 92:90-Sieg seiner jungen Leverkusener Wilden über RheinEnergie Köln jedoch nichts zu bemängeln. Im Gegenteil: „Ich bin wirklich stolz auf meine Mannschaft“, sagte er immer wieder, „es war ein verdienter Sieg.“ In der Tabelle belegen die Bayer Giants Rang sieben und haben fünf Spieltage vor Ende der Vorrunde gute Chancen auf die Playoffs. Besonders beglückend für das Herz des gebürtigen Leverkuseners: Am 23. Spieltag der Basketball-Bundesliga feierten die Bayer Giants schon den vierten Sieg in Folge gegen den rheinischen Rivalen RheinEnergie Köln.

Förster und 7.180 Zuschauer in der Kölnarena hatten ein hart umkämpftes Spiel gesehen, das ineiner extrem spannenden Schlussphase entschieden wurde. Sechs Minuten vor Schluss hatten die Leverkusener noch mit zwölf Punkten im Rückstand gelegen. Die Kölner dominierten das Spiel während der ersten drei Viertel, Leverkusen wirkte schon wie eine geschlagene Mannschaft. Doch dann legten der überragende Demond Greene, mit 32 Punkten bester Leverkusener Werfer, und Denis Wucherer (26 Punkte) einen rasanten Schlussspurt hin, spielten die Kölner schwindelig. Gordon Geib zeigte sich zudem nervenstark und verwandelte am Ende gleich vier Freiwürfe sicher. Nach der Schlusssirene stürzte sich Förster auf seine Spieler, umarmte sie – und musste sich ein paar Tränen aus den Augen wischen.

Auch sein Kölner Kollege Milan Minic hätte auch gerne geheult, allerdings aus Verzweiflung. Der 50-Jährige war blass, sein Blick war leer. „Vielen Dank an die Fans. Wir hatten den Willen zu siegen. Leider hat es nicht gereicht“, nuschelte der Slowene und stellte eine interessante These auf: „Bei den letzten Niederlagen hatten wir immer die besseren Statistiken und haben trotzdem verloren.“ Man könnte auch sagen: Alles stimmte, nur die die Punkte nicht. Die Konsequenz: Als Tabellenachter muss sich Köln, mit einem Jahresetat von 3,5 Millionen Euro zweitreichstes Team der Liga nach Meister Alba Berlin, ernsthafte Sorgen um die Playoff-Teilnahme machen.

Überhaupt nutzt RheinEnergie die Auftritte in der großen Kölnarena – 18.500 Zuschauer haben bei Basketball- oder Handballspielen im Deutzer Mega-Bau Platz – mit verlässlicher Regelmäßigkeit dazu, sich nach allen Regeln der Kunst zu blamieren. Im November verloren die Kölner gegen Alba Berlin, Anfang März gegen Bamberg – und nun gegen Leverkusen. Auch in der vergangenen Saison gab es Blamagen en masse. Und so ist es nicht verwunderlich, dass die Zuschauerzahlen stark rückläufig sind. Gegen Berlin kamen noch 10.000 Besucher, gegen Bamberg nicht einmal mehr die Hälfte. 7.180 Zuschauer im rheinischen Derby gegen Leverkusen sind auch nicht gerade das, was sich der Klub vorstellt. Zumal die Hallenmiete in der Kölnarena nicht billig ist. „Bei 7.000 Zuschauern kommen wir finanziell gerade noch mit einem blauen Auge davon“, sagt Walter Pütz, Geschäftsführer von RheinEnergie Köln.

Deshalb plant der Klub seinen Rückzug aus der großen Arena. „Wie es im Moment aussieht, werden wir unsere eigene Halle ausbauen“, kündigte Pütz an. In den Energy Dome am Girlitzweg, der von der Architektur her einem Zirkuszelt ähnelt, passen zurzeit knapp 3.500 Zuschauer. „Ob der Umbau technisch möglich ist, wird geprüft“, sagte Pütz. In dieser Saison hat RheinEnergie ein Paket von fünf Arena-Spielen gekauft. Auch die nächsten beiden Heim-Begegnungen am 3. April gegen Bonn und am 14. April gegen Frankfurt finden in der Deutzer Halle statt.

CHRISTIANE MITATSELIS