Kein Fassbier für den HSV

Mit jedem fortschreitenden Spieltag steigt die Leistung des THW Kiel. Mit dem 33:30-Auswärtssieg beim HSV Handball bleibt der Rekordmeister dem Tabellenführer Flensburg vor dem Duell am 10. April mit zwei Punkten Rückstand auf den Fersen

„Für mich ist das Spiel von Flensburg hier in Hamburg bereits abgehakt“: Uwe Schwenker

von OKE GÖTTLICH

Das hatte sich Bob Hanning ganz anders vorgestellt. Der Trainer des HSV bekennt sich offenkundig dazu, der SG Flensburg-Handewitt in diesem Jahr die Meisterschaft zu gönnen. Allein, mit der 30:33-Heimniederlage seines Teams gegen die allzeit überlegenen Kieler konnte er seinem Favoriten keinen Gefallen tun. Dabei hatte Flensburg den Hamburgern im Falle eines Sieges gar zwei Fässer Bier versprochen.

Ein ungenügendes Motivationsmittel, wenn man beobachtet, wie der THW mit fortschreitendem Saisonverlauf stärker wird. Neun Spiele in Folge ist der THW Kiel ungeschlagen. „Ich habe immer gesagt, je länger die Saison dauert, desto größer sind unsere Chancen.“ THW-Manager Uwe Schwenker weiß, wie er langsam den Druck auf den Tabellenführer Flensburg erhöht. Zu häufig sind die Flensburger bereits an ihren Nerven gescheitert, als dass man dies von Kieler Seite nicht ausnutzen möchte. „Von sechs Spielern stehen vier neue auf der Platte“, so Schwenker weiter, „die harmonieren von Spiel zu Spiel besser.“

Auf das Restprogramm will sich Schwenker dabei auf keinen Fall verlassen. „Bob (Hanning) hat ja schon gesagt, dass er Flensburg den Titel wünscht. Daher ist für mich das Spiel von Flensburg hier in Hamburg bereits abgehakt.“ Ein Duell, dass am letzten Spieltag die Meisterschaft entscheiden könnte. Dabei spielen die beiden schleswig-holsteinischen Konkurrenten noch am 10. April gegeneinander. Kiels Trainer Noka Serdarusic versucht unterdessen die Brisanz aus dieser Partie zu nehmen. „Ein Endspiel wird es auf keinen Fall sein. Wir müssen noch gegen Magdeburg und Gummersbach spielen. Da wäre es beleidigend, wenn ich sagen würde, es wäre ein entscheidendes Spiel.“

Kiels Rechtsaußen Johann Pettersson will trotzdem weiter nach oben schauen. „Wir wissen, dass wir in Flensburg gewinnen können“, sagt der Schwede, der mit sieben Treffern neben Christian Zeitz mit acht Treffern maßgeblich zum Erfolg der Kieler beigetragen hat. Gerade im zentralen Abwehrbereich konnten die Kieler die verletzungsbedingte Schwäche der Hamburger ausmachen. Marcus Ahlm kam auch durch die Verletzungen von Pascal Hens, Jon Belaustegui und Morten Bjerre in der ersten Halbzeit wiederholt am Kreis frei zum Wurf. Eine Lücke, die in der zweiten Halbzeit besser vom HSV geschlossen werden konnte. Eine Chance zum Sieg hatten die Gastgeber, die sich über 12.700 Zuschauer freuten, dennoch nicht. „Wie denn auch“, wetterte ihr Coach Bob Hanning. Er sah in der Schiedsrichterleistung den ausschlaggebenden Nachteil. „Mit einem anderen Gespann hätten wir gewonnen“, behauptete dieser. Zu diesem Zeitpunkt schmerzte ihn das Ende seiner Träume von einer Champions-League-Teilnahme in der kommenden Saison so sehr, dass ihm der klare analytische Blick vernebelt wurde.

Kiel hingegen bleibt dem Plan für diese Saison treu. „Wir wollen in die Champions League. Da gehören wir vom Selbstverständnis auch hin. Wenn mehr dabei rausspringt, ist es auch schön“, sagt Uwe Schwenker. Ein letztes großes Ziel hat der titelträchtige THW für die nächste Saison vor Augen. Ihrem Erfolgstrainer Noka Serdarusic irgendwann den noch fehlenden Champions-League-Titel zu schenken.

Nach dem gestrigen 35:23 von Tabellenführer Flensburg gegen Essen bleibt Kiel zwei Punkte hinter dem Nordrivalen. Und freut sich auf den 10. April.